Hechingen. Sie würdigten sich keines Blickes, als sie gestern das Landgericht Hechingen (Zollernalbkreis) betraten. Schiedsrichter Michael Kempter, 27, und der frühere Schiedsrichter-Obmann Manfred Amerell, 63, Hauptfiguren des Schiedsrichter-Skandals im Februar 2010, verkehren inzwischen nur noch über Juristen. Aktuell fordert Amerell 150 000 Euro Schadenersatz, weil er durch dessen öffentlich geäußerten Vorwurf der sexuellen Belästigung seine Persönlichkeitsrechte verletzt sieht. Amerell bleibt dabei, dass die sexuellen Kontakte einvernehmlich erfolgt seien und erneuerte seine Vorwürfe an den DFB: "Ich wurde bis heute nicht angehört."

Kempter erklärte, dass er sich als 18-Jähriger nur unter Druck auf die Beziehung eingelassen habe. Er habe seine Karriere nicht gefährden wollen. Dass er sich so spät offenbart habe, begründete er mit einer Traumatisierung: "Das war nicht mehr auszuhalten. Ständig diese sexuelle Annäherung von ihm." Einen späteren Vorfall beschrieb der Bankkaufmann mit den Worten: "Er hat seine eklige Zunge bei mir in den Mund gesteckt." Der Prozess soll in einem schriftlichen Verfahren fortgesetzt werden. Eine Entscheidung wurde für den 18. April angekündigt.