Neuling Thilo Stralkowski erzielte in Posen schon acht Treffer

Posen. Wer vor Beginn der Hallenhockey-WM in Polen den Kader der deutschen Herren studierte, der blieb an seinem Namen hängen. Genauer gesagt waren es die beiden Zahlen hinter seinem - zugegeben auch nicht gerade alltäglichen - Namen Thilo Stralkowski, die aufmerken ließen. Zweimal die Null stand dort in den Spalten "Länderspiele" und "Tore", was in dem von Bundestrainer Markus Weise aufgebotenen Starensemble so selten ist wie vierblättriger Klee.

Thilo Stralkowski, 23 Jahre alter Angreifer in Diensten von Uhlenhorst Mülheim, ist also ein Newcomer unter den Arrivierten, der tatsächlich am Dienstag beim 18:0-Auftaktsieg gegen Namibia sein erstes A-Länderspiel bestreiten durfte. Die Null in der Spalte "Tore" tilgte er mit vier Treffern, gestern, beim 11:2-(5:0-)Sieg über Australien, kamen noch einmal vier dazu. Die weiteren Tore erzielten Oskar Deecke (3), Moritz Fürste, Christopher Zeller, Matthias Witthaus und Max Müller. Heute geht es gegen die Niederlande (11.15 Uhr) und Polen (20 Uhr) um den Gruppensieg.

Dass Stralkowski im für Hockeyspieler fast schon gesetzten Alter von 23 seine ersten Einsätze im Eliteteam feiert, hat nichts mit mangelnder Leistung zu tun. Bis zur U 21 war er Dauergast in der deutschen Elite, vor der WM 2006 wurde er von Weises Vorgänger Bernhard Peters zu einem Lehrgang des A-Teams eingeladen. Dann jedoch zog es ihn nach Bremen, wo er bei der Lufthansa eine Ausbildung zum Piloten begann. "Ich bin am Wochenende immer nach Mülheim gependelt, um für meinen Klub, dem ich seit meinem dritten Lebensjahr angehöre, zu spielen. Zeit für die Nationalmannschaft hatte ich deshalb nicht", sagt er.

Weise hielt jedoch stets den Kontakt mit dem Stürmer, und weil dieser durch die ständige Pendelei zwischen Bremen und der Heimat die Vorbereitung auf die harten Theorieprüfungen bei der Lufthansa schleifen ließ und diese deshalb nicht bestand, wechselte er an die Air-Berlin-Pilotenschule im Ruhrgebiet. Zwar liege die Priorität noch immer im beruflichen Bereich, allerdings könne er sich nun die Zeit besser einteilen und so auch die internationale Hockeykarriere forcieren.

Der gebürtige Essener gilt als Hitzkopf. Diese Charaktereigenschaft gelte es zu unterdrücken, um sich gewinnbringend ins Team einzufügen, am liebsten als Vorlagengeber oder Eckenschütze. Mit seinen 190 cm Körperlänge hätte Stralkowski wohl auch Basketballer werden können. Seit er seinen Großonkel, der Jumbopilot war und lange in Phoenix lebte, als Schüler in den USA besuchte, hat er neben dem Wunsch, Flugzeuge zu steuern, einen weiteren Traum. "Ich wäre gern Profi bei den Phoenix Suns in der NBA. Aber dafür ist der Zug abgefahren."

Sein nächstes Ziel ist deshalb die Feld-Europameisterschaft im August in Mönchengladbach. Vor seiner Haustür will Thilo Stralkowski dann zu neuen Höhenflügen anzusetzen.