Vor Beginn der Ski-WM sprechen Olympiasiegerin Maria Riesch und Manager Marcus Höfl über ihre berufliche und private Verbindung.

Cortina D'Ampezzo. Er ist der Mann an ihrer Seite. Der sie berät, Werbeverträge aushandelt, Interviews organisiert. Ihr Manager, eine Vertrauensperson - und bald auch ihr Ehemann. Marcus Höfl, 37, Inhaber der Sportvermarktungsagentur MHM, und Ski-Olympiasiegerin Maria Riesch, 26, machten im April vergangenen Jahres ihre Beziehung öffentlich. Ein Gespräch über die Herausforderung und Chance, Privates und Berufliches zu teilen.

Hamburger Abendblatt: Frau Riesch, am Montag startet die Ski-WM in Garmisch-Partenkirchen. Ganz Deutschland erhofft sich von Ihnen Medaillen. Spüren Sie den Druck?

Maria Riesch: Ich blende ihn mittlerweile ganz gut aus. Bei der letzten WM waren die Erwartungen auch sehr hoch. Nur, damals wusste ich noch nicht, wie ich mit dem Druck umgehen kann. Dass ich dann den Slalom als letzten Wettbewerb gewinnen konnte, war ein wichtiges Erlebnis. Ich bin mir jetzt ganz sicher, dass ich die Nerven behalten werde. Zudem fahre ich in allen fünf Disziplinen und habe deshalb mehr Chancen als die Spezialistinnen. Das ist mein großer Vorteil.

Es ist für Sie ohne Frage eine besondere WM. Zum einen findet sie an Ihrem Heimatort statt ...

Riesch: ... wo ich vor genau zehn Jahren mein ersten Weltcup gefahren bin ...

... und zum anderen ist es die erste große Ski-Veranstaltung, seitdem Sie Ihre Verlobung mit Ihrem Manager Marcus Höfl bekannt gegeben haben. Wie wichtig ist privates Glück für Ihre sportliche Form?

Riesch: Das ist die Basis von allem. Nur wenn ich glücklich bin, kann ich mich in meiner Freizeit auch vollkommen entspannen.

Herr Höfl, Sie waren zunächst Marias Manager, haben sich dann in sie verliebt. Ist es nicht ein komisches Gefühl, die eigene Frau zu vermarkten?

Marcus Höfl: Nein, es ist toll. Anfangs hatten wir Sorge, sagt man doch: Privates und Berufliches sollte man trennen. Aber das hat sich nicht bewahrheitet. Wir bekommen dadurch viel voneinander mit. Und ich versuche, nicht emotionaler als bei anderen Klienten zu sein. Das gelingt mir aber nicht immer.

Als aus der Arbeitsbeziehung Liebe wurde, gab es da Überlegungen, die geschäftliche Beziehung zu kappen?

Riesch: Nein, wir haben vielmehr gezweifelt, ob wir es als Paar überhaupt versuchen sollten. Sicher, es war sofort dieser Funke zwischen uns da, aber auch eine gewisse Skepsis.

Höfl: Wir hatten zum Glück die Gelegenheit, erst herauszufinden, ob es zwischen uns passt. Anfangs waren wir vorsichtig, das hat sich schnell gelegt.

Es könnte jetzt auch so wirken, als ob Sie Ihre Liebe vermarkten ...

Riesch: Wir sind häufiger darauf angesprochen worden, ob wir unsere Hochzeit verkaufen werden. Nein, das machen wir natürlich nicht. Wir äußern uns inzwischen zwar zu unserem Privatleben, aber nur, wenn wir gefragt werden, so wie jetzt durch Sie gerade. Der Grund, wieso wir das inzwischen tun, ist, dass wir oft genug Unwahrheiten über uns gelesen haben. Um das zu vermeiden, gestalten wir jetzt alles etwas proaktiver. Deshalb muss man nicht jedes Detail verraten.

Es gibt unzählige Beispiele von prominenten Beziehungen, die scheitern. Haben Sie davor Angst?

Riesch: Nein, überhaupt nicht. Natürlich werden Geschichten erzählt, das ist fast normal. Wenn man erfolgreich ist und zudem privat Glück hat, gibt es Menschen, die einem dies nicht gönnen. Das ist schade und man muss sich ein dickes Fell zulegen. Ich sage mir: Neid muss man sich verdienen, Mitleid bekommt man geschenkt.

Welche Werte sind Ihnen wichtig?

Höfl: Ehrlichkeit, Offenheit, dass wir alles bereden können.

Riesch: Treue sowieso.

Sie heiraten kirchlich. Sind Sie gläubig?

Riesch: Ich bin katholisch erzogen und getauft. Es ist die Frage, wie man gläubig definiert. Ich sitze nicht jeden Sonntag in der Kirche, trotzdem würde ich mich als gläubig bezeichnen.

Höfl: Wir hatten ein langes, intensives Gespräch mit dem Pfarrer, das hat uns beide sehr bewegt und berührt.

Frau Riesch, Nehmen Sie den Namen Ihres Mannes an?

Riesch: Wir überlegen da noch, wie wir es genau machen.

Was schätzen Sie aneinander?

Riesch: Marcus hat viel Verständnis für das, was ich mache. Keine Selbstverständlichkeit. Viele Männer kommen nicht damit zurecht, wenn die Frau Erfolg hat - auch wenn sie selbst erfolgreich sind. Er ist liebevoll, ist für mich da, wenn es mir schlecht geht und er ist der wichtigste Ratgeber für mich.

Höfl: Wir haben viele identische Ansichten. Früher dachte ich, Gegensätze ziehen sich an. Das glaube ich jetzt nicht mehr. Wir denken gleich und das ist gut so. Von Liebe und Gefühlen muss ich hier gar nicht erst anfangen.

Streiten Sie auch?

Höfl: Beim Backgammon!

Ehrgeizig ist häufig ein Synonym für Dickköpfigkeit ...

Höfl: Ja, das kann schon sein. Aber da wir so ähnlich ticken, ist das eigentlich kein Problem.

Riesch: Zumindest nicht untereinander. Bei anderen Leuten, na ja, da muss man sich manchmal einfach durchsetzen.

Herr Höfl, Sie haben sich vor allem als Manager von Franz Beckenbauer einen Namen gemacht.

Höfl: Ja, das hat mein Leben natürlich geprägt. Neben unserer Geschäftsbeziehung ist unser Verhältnis aber auch freundschaftlich. Seit 2003 haben wir fast jedes Jahr etwa 300 Tage miteinander verbracht. Da musst du dir sympathisch sein, sonst hältst du das auf die Dauer nicht aus.

Sie sind beide erfolgreich. Geht das oder muss zwangsläufig einer zurückstecken?

Riesch: Das sind die zehn Jahre, die er Vorsprung hat (lacht) . Er hat dadurch früher intensiv gearbeitet und eine sehr erfolgreiche Agentur aufgebaut und diese jetzt etwas umstrukturiert.

Höfl: Ich habe gute Leute in der Firma und wir betreuen aktuell mehrere Beratungsmandate für Firmen und Verbände und auch hoffnungsvolle Nachwuchstalente. Ich selbst habe mich ansonsten aber entschieden, neben Franz und Maria keine weiteren Topstars persönlich zu betreuen. Einfach, weil ich es zeitlich nicht leisten kann - und im Moment auch nicht will. Unsere Verbindung ist mir das Wichtigste, die Verbindung zum Franz wird es immer geben. Das reicht für den Moment.

Riesch: Und irgendwann höre ich auf, dann können wir da vielleicht gemeinsam Gas geben. Wobei das noch in ferner Zukunft liegt.

Fahren Sie eigentlich zusammen Ski?

Höfl: Einmal, vergangenes Jahr.

Riesch: Er fährt gut und flott. Trotzdem ist das Niveau bei meinem Training und in den Rennen ein anderes. Zu oft wird Ski Alpin mit Skifahren im Winterurlaub verwechselt. Was schade ist. Ganz so einfach sind die Hänge nicht.

Höfl: Da gebe ich Maria recht. Der Skisport nutzt sein Potenzial nicht aus. Es gibt 41 Millionen Wintersportinteressierte, sechs Millionen Aktive, und es schauen trotzdem nur zwei Millionen beim Rennen zu.

Was müsste sich ändern?

Höfl: Die Deutschen brauchen Helden und Maria ist eine Heldin. Diese Situation ist einmalig. Jetzt sollten wir in die Städte, zu den Menschen hingehen, wie beim Parallelslalom in München etwa. Das wäre auch in einer Stadt wie Hamburg, für mich die Sportstadt Nummer eins, denkbar. So ein Event ist anziehend, man muss es nur zu den Leuten bringen. Zudem müsste das Fernsehen endlich verdeutlichen, welcher Gefahr sich die Läufer aussetzen. Wie steil die Hänge tatsächlich sind.

Aber die Bilder schrecklicher Stürze sind doch immer wieder zu sehen.

Höfl: Genau das ist ja das Problem. Weil es zu wenige Kameras am Berg gibt, die die Spektakel wirklich einfangen, wird der Veranstalter verleitet, möglichst risikoreiche Szenen einzubauen, um das TV-Interesse auf sich zu ziehen.

Wie erleben Sie denn den gefährlichen Sport Ihrer Verlobten?

Höfl: Ehrlich gesagt, ich weiß im Moment noch nicht, wie ich die nächsten Jahre ohne Schaden überleben soll (lacht) . Hermann Meier hat zu mir gesagt: "Das wird besser mit der Zeit." Sein Wort in Gottes Ohren.

Haben Sie jemals daran gedacht, Maria zu bitten, auf die Abfahrt als die gefährlichste Disziplin zu verzichten?

Höfl: Nein. Das würde ich nie tun. Ich mische mich nicht in ihre sportlichen Angelegenheiten. Aber ich weiß, dass die Maria risikobewusster geworden ist.

Riesch: Das ist richtig. Ich hatte schließlich schon zwei Kreuzbandrisse in einem Jahr. Das bekommt man nicht mehr komplett aus dem Kopf. Bei gewissen Bedingungen, etwa bei schlechter Sicht, gehe ich nicht mehr bis ans Limit. Da ist nicht mehr diese Kompromisslosigkeit.

Trotzdem haben Sie sich zurück an die Weltspitze gekämpft. Wofür setzen Sie sich außerhalb der Skipiste ein?

Riesch: Ich engagiere mich für Innocence in Danger, die Stiftung von Stephanie zu Guttenberg, gegen Kindesmissbrauch. An das Thema traut sich niemand so richtig heran. Außerdem bin ich Patin von "Ein Herz für Kinder". Überhaupt sind mir Kinder wichtig, sie sind schließlich das schwächste Glied in der Gesellschaft.

Wünschen Sie sich selbst Kinder?

Riesch: Ja, schon. Irgendwann.

Höfl: Jetzt kommen noch Jahre, wo Maria Ski fährt und ich mich intensiv um die Agentur kümmere. Doch unser Ziel ist es, später viel Zeit füreinander zu haben. Für die Familie da zu sein. Früher habe ich den Beruf über alles gestellt. Das werde ich bei uns beiden nicht noch einmal in diesem Umfang machen.

2010 war für Sie ein erfolgreiches Jahr. Was erwarten Sie sich von 2011?

Riesch: Es sollte alles so bleiben, wie es ist. Beruflich für Marcus, sportlich für mich. Und mit uns sowieso.