LG Alsternord unterbietet die US-Marke um eine halbe Minute - und das, obwohl der Staffelstab unterwegs beim Wechsel verloren ging.

Hamburg. Am Ende musste dann doch gezittert werden. Die vier 400-Meter-Läufer der LG Alsternord, Dr. Hartmann Knorr, 70, Dr. Horst Hufnagel, 75, Paul Busse, 72, und Axel Wendt, 70, waren längst im Ziel, der Schweiß getrocknet, die ersten Fotos der neuen Weltrekord-Staffel gemacht, da standen die sieben Wettkampfrichter noch immer im Innenraum der Hamburger Leichtathletik-Halle an der Krochmannstraße und diskutierten die strittige Szene des Rekordlaufs.

Es passierte nach dem ersten Wechsel. Hufnagel, der Älteste und Nervöseste des Quartetts, hatte von Knorr den Staffelstab erhalten, diesen aber nicht festhalten können. Der lag nun auf dem Boden - und mit ihm die Hoffnungen auf den Rekord. Hufnagel stolperte, kickte den Stab mit dem Fuß ein paar Meter weiter, verließ dabei die Bahn, ehe er ihn wieder aufnehmen und weiterlaufen konnte. "Ich hätte ihn disqualifiziert", sagte die zuständige Kurvenrichterin Anke Mahlstedt später. Das Gremium kam nach zehn Minuten zu einer anderen Entscheidung. "Der Weltrekord gilt, Hufnagel hat sich keinen Vorteil verschafft", erklärte Wettkampfleiter Bernhard Riedel.

Mit 5:05,68 Minuten waren die vier rüstigen Rentner 30,28 Sekunden unter der alten Bestmarke der M-70-Staffel der USA geblieben, und jetzt galt es nur noch eine Frage zu klären: Was ist mit der Dopingkontrolle? "Wir können alle", sagte Wendt mit einem Grinsen. Sie mussten nicht. Ein Kontrolleur war nicht vor Ort, bei Senioren-Rekorden schreiben das die Regularien nicht vor.

Die Idee des Weltrekordlaufs entstand vor vier Monaten. "Einer von uns hatte die Bestenlisten eingesehen und meinte, die Zeit über 4x400 Meter sei für uns relativ leicht zu knacken", erzählte Busse. Zuletzt trainierten sie vier- bis fünfmal in der Woche. Eigentlich wollten sie unter fünf Minuten bleiben. Busse: "Das heben wir uns fürs nächste Jahr auf. Wir haben noch einen flotten 69-Jährigen in petto."