Spaniens Tennisstar Rafael Nadal scheitert im Viertelfinale der Australian Open an David Ferrer und seinem Körper

Melbourne. Diese Chance kommt möglicherweise nie wieder. Als ihm diese Realität immer bewusster wurde, schossen Rafael Nadal noch während des Matches im dritten Satz bei einem Seitenwechsel ein paar Tränen in die Augen. Tief traurig schüttelte er immer wieder den Kopf. Der große Traum vom "Rafa-Slam" ist auf dramatische Art und Weise geplatzt.

Der Weltranglistenerste unterlag, augenscheinlich durch eine Muskelverletzung gehandicapt, im Viertelfinale der Australian Open in Melbourne seinem Landsmann David Ferrer 4:6, 2:6, 3:6. Er hat damit zumindest in diesem Jahr keine Chance mehr, als erster männlicher Tennisprofi seit Rod Laver 1969 alle vier Grand-Slam-Turniere nacheinander zu gewinnen. "Es ist ein sehr schwerer Tag für mich. Ich habe viele Höhen und fantastische Erlebnisse im Tennis gehabt", sagte Nadal, "aber zu diesem Sport gehören eben auch die Tiefen."

Der 24-Jährige weigerte sich, näher auf sein gesundheitliches Problem einzugehen. Auch von Ischiasproblemen war gerüchteweise zu hören. "Aus Respekt vor dem Sieger und einem guten Freund möchte ich nur über das Match reden", sagte der Mallorquiner, "David hat fantastisch gespielt, und wenn er so weitermacht, hat er große Chancen, das Turnier zu gewinnen."

Der 29-jährige Ferrer steht zum zweiten Mal nach den US Open 2007 in der Vorschlussrunde eines Grand-Slam-Turniers. Sein Gegner ist der Schotte Andy Murray. Der Vorjahresfinalist besiegte Alexander Dolgopolow (Ukraine) mit 7:5, 6:3, 6:7 (3:7), 6:3. "David ist in unglaublicher Form, das wird ein ganz schweres Match", sagte Murray. Gedacht hat er wahrscheinlich: Gut, dass Rafa weg ist.

Ferrer spielte sein Match scheinbar unbeeindruckt von den Problemen seines Freundes zu Ende. Er gab jedoch zu: "Es war nicht einfach für mich. Ich musste mich sehr konzentrieren. Man hat gesehen, dass Rafael nicht laufen konnte." Der Weltranglistensiebte behauptete sogar: "Wenn Rafael nicht verletzt ist, gewinne ich nicht in drei Sätzen. Es war ein wichtiger Erfolg für mich, aber er war nicht normal."

Duplizität der Ereignisse: Nadal musste bereits vor einem Jahr im Viertelfinale von Melbourne seine Partie gegen Murray wegen einer Knieverletzung aufgeben und ebnete damit Roger Federer den Weg zum Titelgewinn. Und wie jetzt passierte das Unglück am Australia Day, dem Nationalfeiertag der Australier. Nach seiner Genesung gewann er dann die Grand-Slam-Turniere in Paris, Wimbledon und New York.

"Letztes Jahr hatte ich auch am Jahresanfang Probleme und danach das beste Jahr meiner Karriere", sagte Nadal, "hoffentlich kann ich das wiederholen." Er schien sich im dritten Spiel die Verletzung im linken Oberschenkel zugezogen zu haben, als er einen Stopp mit großem Tempo erlief. Anschließend verzog der 24-Jährige auf dem Weg zum Seitenwechsel sein Gesicht und signalisierte in Richtung seiner Betreuer, dass er Probleme habe. Er wurde vom Physiotherapeuten im Umkleideraum behandelt und kehrte mit einem dicken Tapeverband auf den Platz zurück.

Der Mallorquiner spielte die Partie danach weiter, war aber in seinen Bewegungen eingeschränkt. Ferrer zeigte zudem ein fast fehlerfreies Match. Obwohl Nadal wusste, dass er keine Siegchance mehr hatte, setzte er als fairer Sportler die Partie bis zum Ende fort: "Ich hasse es, aufzugeben", sagte er. In den nächsten Wochen wird er nun zunächst die Verletzung ausheilen lassen und dann neue Perspektiven entwickeln. Wieder wurde er von seinem Körper an eine Grenze gebracht, das hinterließ Spuren. "Ich muss über alles nachdenken", sagte der Weltranglistenerste, "man muss so viel arbeiten, man muss in perfekter körperlicher Verfassung sein, um zu gewinnen. Die Konkurrenz ist so stark, und unsere Saison mit den wenigen Pausen ist verrückt."

Bei den Damen haben am Mittwoch Turnierfavoritin Kim Clijsters aus Belgien und die Russin Wera Swonarewa das Halbfinale erreicht, das bereits für heute angesetzt ist. Clijsters gewann 6:3, 7:6 (7:4) gegen die Polin Agnieszka Radwanska, Swonarewa bezwang die Tschechin Petra Kvitova mühelos mit 6:2, 6:4.