Doch der Weltverband will seine üppigen Geldquellen nicht aufgeben

Kristianstad. Vielleicht wird Dierk Schmäschke heute Abend noch den kurzen Weg über den Öresund nach Malmö nehmen, um ein bisschen WM-Atmosphäre zu schnuppern. Aber eigentlich ist der designierte Präsident des HSV Hamburg nach Kopenhagen gekommen, um über die Zukunft des Handballs zu reden. Eingeladen hat das Forum Club Handball (FCH), ein Zusammenschluss von mehr als 60 führenden europäischen Vereinen. "Es geht darum, eine gemeinsame Strategie zu finden, wie wir unsere Anliegen gegenüber dem Weltverband IHF geltend machen", sagt FCH-Vizepräsident Schmäschke, "es muss sich etwas tun."

Im Kern geht es um Geld und um Termine. Eine Woche vor WM-Beginn hatte die IHF mit der Ankündigung überrascht, alle Teilnehmer gegen Unfälle zu versichern und an ihre Vereine eine erfolgsabhängige Abstellungsgebühr in Höhe von insgesamt etwa 790 000 Euro zu zahlen. "Ursprünglich hätten wir erst zur WM 2013 damit begonnen", sagte IHF-Präsident Hassan Moustafa dem Abendblatt, "aber wir wollten den Klubs entgegenkommen."

FCH-Geschäftsführer Gerd Butzeck sagte: "Wir freuen uns, dass der Weltverband Handlungsbedarf erkannt hat, aber wir wären lieber im Dialog zu einem Ergebnis gekommen." Laut IHF-Ankündigung sind Spieler, die sich bei der WM verletzen, jetzt für bis zu drei Monate und 15 000 Euro Verdienstausfall versichert. Zu wenig, wie Butzeck findet: "Ein Kreuzbandriss braucht sechs Monate, um zu verheilen."

Doch die Forderungen der Klubs gehen weiter. EM und WM, die im jährlichen Wechsel stattfinden, sollten reduziert und auf einen Termin außerhalb der europäischen Saison verlegt werden. "Wenn wir High Noon haben, geben wir den Schlüssel ab", klagt Butzeck, "das gibt es in anderen Ballsportarten nicht." Im April 2012 droht dem Bundesligabetrieb wegen der Olympiaqualifikation eine weitere Pause. Nach Butzecks Berechnung müssten Klubs wie der HSV oder Füchse Berlin ihre Angestellten 120 bis 130 Tage abstellen.

Mit dem Europaverband EHF einigten sich die Vereine im vergangenen Mai auf Mitsprache in Fragen der Finanzen und der Termingestaltung. Vom Weltverband aber fühlen sie sich nach wie vor nicht ernst genommen. "Wir können gern über alles reden", versichert Moustafa. Wenn es aber um den Terminkalender geht, hört die Bereitschaft des Ägypters auf: "Daran werden wir nichts ändern." Olympiaqualifikation und WM stünden nicht zur Disposition. Weniger Turniere würden weniger Einnahmen bedeuten. "Und dann", sagt Moustafa, "könnten wir auch unseren Verpflichtungen gegenüber den Vereinen nicht nachkommen."