Martina Heinlein verleiht den Hockeydamen des Clubs an der Alster nötige Defensivstabilität

Hamburg. Es ist die Fähigkeit, sich selbst nicht zu wichtig zu nehmen und auch über eigene Schwächen lachen zu können, die Martina Heinlein zu einer angenehmen Gesprächspartnerin macht. Die Frage, was dazu geführt hat, dass Bundestrainer Kais al Saadi sie für die Hallen-WM im polnischen Posen (8. bis 13. Februar) nominierte, beantwortet die Hockeyspielerin des Clubs an der Alster mit einem Lachen und einem nicht ganz ernst gemeinten "Das wüsste ich auch gern!" Angesprochen auf die auf viele Schultern verteilte Offensivkraft, die Alster in der Nordgruppe der Hallenbundesliga 68 Tore und den Titel einbrachte, sagt die 29-Jährige: "Die Einzige, die offensiv auffällt, bin ich: Weil ich null Tore geschossen habe!"

Nun ist es wahrlich nicht so, dass die Abwehrspielerin ihr Licht unter den Scheffel stellen müsste. Dass Alster mit nur 29 Gegentreffern auch die beste Defensive stellte und als Nordmeister an diesem Sonnabend (15 Uhr, Hallerstraße) im Viertelfinale der deutschen Meisterschaft Heimrecht gegen den Ostzweiten Berliner HC genießt, war auch ihr Verdienst. Heinlein brachte Ruhe und Stabilität, von der auch ihre Nebenleute Lea Loitsch, Lena Jacobi und Anika Luiz profitierten. Doch die gebürtige Bayerin, die seit 2003 für Alster spielt, aber von September 2009 bis August 2010 gemeinsam mit ihrem bei Alsters Herren engagierten Freund, Ex-Nationalspieler Sebastian Biederlack, in Madrid weilte, sieht für Einzelschicksale im Mannschaftssport keinen Raum. "Uns zeichnet aus, dass wir uns nicht auf Einzelne fokussieren, sondern im Kollektiv gut zusammenarbeiten."

Im Viertelfinale gegen die starken Berlinerinnen muss sich dieser Zusammenhalt beweisen. "Es gibt in diesem Jahr keinen Titelfavoriten. Ich erwarte ein sehr hartes Spiel und weiß, dass wir alles geben müssen, um unser Ziel zu erreichen", sagt Heinlein. Dieses Ziel ist die Teilnahme an der Endrunde in Duisburg am 29./30. Januar, der Traum ist der Gewinn des Titels, den Alster letztmals 2009 holte. Den Europapokal-Triumph im März 2010 erlebte Heinlein zwar auch aus der Nähe - aber im Trikot des Finalgegners Club de Campo. "Das war schon komisch", gibt sie zu.

Die Teilnahme an der Endrunde wäre für Heinlein aber auch aus einem anderen Grund wichtig, denn möglicherweise wird es für sie nicht mehr viele Gelegenheiten geben, Titel zu gewinnen. Mit 29 ist sie für Hockeyverhältnisse ein Oldie. Ihre internationale Karriere hatte sie vor dem Auslandsjahr beendet, die Nominierung für die Hallen-WM kam deshalb überraschend. Der Einstieg ins Berufsleben steht oben auf ihrer persönlichen Agenda. Die studierte Soziologin, die mit Biederlack in Eimsbüttel lebt, ist derzeit auf Jobsuche, würde gern im Stiftungswesen arbeiten. Auch wenn sie sich selbst nicht wichtig nimmt: Ihr Abschied wäre ein Schlag fürs Alster-Kollektiv. Aber so weit ist es ja noch nicht.