Aber schwere Vorwürfe gegen Volkswagen-Motorsportchef Kris Nissen

Cordoba. Sportlich läuft das Projekt Titelverteidigung bei der Rallye Dakar für Volkswagen nach Plan. Der spanische Vorjahressieger Carlos Sainz hat die erste Wertungsprüfung über 1165 Kilometer von Victoria nach Cordoba in Argentinien im VW Touareg mit 1:31 Minuten Vorsprung auf den französischen Rekordsieger Stéphane Peterhansel im BMW des hessischen X-Raid-Teams gewonnen. Mit Nasser Al-Attiyah (Katar) und seinem Berliner Beifahrer Timo Gottschalk, dem Amerikaner Mark Miller und dem Südafrikaner Giniel de Villiers und seinem Karlshofer Kopiloten Dirk von Zitzewitz folgen drei weitere VW-Werkswagen auf den nächsten Plätzen. "Es ist nicht meine Mentalität, es zu Beginn ruhiger angehen zu lassen", erklärte Sainz seine fulminante Fahrt. Insgesamt sind am Neujahrstag 407 Fahrzeuge zur 9605 Kilometer langen Tour durch Argentinien und Chile gestartet.

Sorgen müssen sich die Wolfsburger jedoch um ihren Motorsportchef Kris Nissen. Der Däne wurde unmittelbar vor dem Start der Langstreckenrallye mit schweren Vorwürfen wegen sexueller Nötigung konfrontiert. In der Volkswagen-Zentrale wurde zunächst eine interne Ermittlung eingeleitet. Ein ranghoher VW-Angestellter bestätigte einen Bericht des Nachrichtenmagazins "Focus". Ob Nissen bis zum Ende der Dakar-Rallye am 15. Januar verantwortlicher Motorsport-Direktor bleiben kann, ist fraglich. Stefan Moser, Leiter Marketing und Kommunikation, sagte gestern, dass Volkswagen den Wettbewerb mit Nissen zu Ende fahren werde. "Wir werden die Angelegenheit zu Hause klären." Spekulationen zufolge könnte Nissen bis zur Klärung des Falles sein Amt ruhen lassen.

Der Ex-Rennfahrer soll nach dem Formel-3-Saisonfinale im November in Macau in der Hotelbar einen weiblichen Gast sexuell belästigt haben. Die schwedische Rallye-Kopilotin Tina Thörner berichtete, zu ihren VW-Zeiten habe Nissen sie aufgefordert, ihm zwischen die Beine zu fassen, "um zu spüren, was ein echter Kerl dazwischen hat". Thörner wollte "für kein Geld der Welt" weiter mit Nissen arbeiten. Deutschlands bekannteste Rallye-Fahrerin Jutta Kleinschmidt beschrieb ähnliche Vorfälle.