Einen Tag nach dem Staffelsieg verfliegen die Hoffnungen der deutschen Biathletinnen am Schießstand

Hochfilzen. Stark auf den Beinen, schwach mit dem Gewehr: Doppel-Olympiasiegerin Magdalena Neuner hat ihren 20. Einzelsieg im Biathlon-Weltcup durch sieben Fehler am Schießstand vergeben. Einen Tag nach ihrer überragenden Vorstellung beim deutschen Staffelsieg in Hochfilzen musste die siebenmalige Weltmeisterin im Verfolgungsrennen gleich siebenmal in die Strafrunde, damit gut einen Kilometer mehr laufen und wurde genau wie im Sprintrennen Siebte.

"Wir haben uns mit den wechselnden Bedingungen sehr schwergetan", sagte Bundestrainer Gerald Hönig. Insgesamt 34 Fehler schossen die sechs deutschen Biathletinnen gestern. Beim Sieg der Schwedin Helena Ekholm waren Andrea Henkel (11./5 Fehler), Kathrin Hitzer (18./5), Sabrina Buchholz (23./4), Miriam Gössner (25./7) und Tina Bachmann (30./6) chancenlos.

Neuner wollte es bei ihren ersten Rennen nach der Krankheitspause im Verfolgungsrennen wissen. Die 23-Jährige hatte nach dem ersten, fehlerfreien Liegendschießen die Führung übernommen, doch dann ging nichts mehr. Im Schneetreiben wechselte der Wind - und Neuner kam aus dem Konzept.

Dabei hatte sie bei ihrer Rückkehr in die Staffel am Vortag den Grundstein zum ersten Weltcup-Triumph der deutschen Skijägerinnen im nacholympischen Winter gelegt. Zusammen mit Hitzer, Buchholz und Henkel stürmte sie zum Sieg: Mit einem Vorsprung von 59,1 Sekunden gewann Deutschland vor der Ukraine und Norwegen.

Auch nach den Rücktritten der lange Jahre dominierenden Kati Wilhelm, Simone Hauswald und Martina Beck laufen die deutschen Biathletinnen weiter an der Spitze mit - auch ein Verdienst der neuen Trainer Gerald Hönig und Ricco Groß. "Ich bin froh, dass die Diskussion aufhört, ob das Nachwuchsteam ohne die drei Alten noch gewinnen kann", sagte die letzte verbliebene Altmeisterin Andrea Henkel.

Bei den Männern zeigt vor allem Michael Greis aufsteigende Form. Beinahe hätte der Allgäuer das Männerquartett noch aufs Podest geführt. Beim überlegenen Sieg der bislang unschlagbaren Norweger vor Österreich (53,1 Sekunden zurück) und Frankreich (3:28,8 Minuten) fehlten Deutschland (3:30,5) im Zielsprint 1,7 Sekunden zu Rang drei. In der Verfolgung am Vortag kämpfte sich der dreimalige Olympiasieger noch von Platz 19 auf Rang acht. "Ich bin gut dabei", sagte Greis.

Für die Norweger war es im sechsten Weltcup-Rennen in diesem Winter der sechste Erfolg. "Wir trainieren hart und gut. Wir haben viele Jahre gut gearbeitet. Die Stimmung in der Mannschaft ist hart aber gut, um Siege zu schaffen", sagte ihr Super-Star Ole Einar Björndalen. Die beiden Einzelrennen hatte sein junger Landsmann Tarjei Boe gewonnen. Es waren seine ersten Siege im Weltcup.

Gerissen ist unterdessen die Podestserie von Maria Riesch, Viktoria Rebensburg und Kathrin Hölzl - dafür tastet sich Felix Neureuther acht Wochen vor der alpinen Ski-WM endlich ans Podium heran. Während Riesch in St. Moritz (Schweiz) als 19. auf der Leinwand mit ansehen musste, wie im Riesenslalom erst Weltmeisterin Hölzl ausschied und dann Olympiasiegerin Rebensburg beim Sieg von Tessa Worley (Frankreich) patzte, konnte Neureuther das beste Ergebnis der Alpin-Herren im Winter verbuchen. Im Slalom von Val d'Isère (Frankreich) belegte er beim Sieg von Marcel Hirscher (Österreich) den sechsten Rang und sorgte für das stärkste deutsche Resultat des Weltcup-Wochenendes.

"Das war sicher kein Traumwochenende. Es war ein Wochenende mit extremen Höhen und Tiefen", sagte Alpin-Direktor Wolfgang Maier. Fritz Dopfer hatte am Sonnabend beim Riesenslalom-Erfolg von Ted Ligety (USA) in Frankreich als 16. aufsteigende Form gezeigt. Zeitgleich wurde in St. Moritz der Super-G vom Wind verblasen. Auch bei der Riesenslalom-Schlappe am Sonntag frischte der Wind bei den entscheidenden Skirennfahrerinnen auf - aber das wollte keiner beim Deutschen Skiverband als Ausrede nehmen.

Riesch haderte als Führende des Gesamtklassements und einer bislang so erfreulichen Saison nur kurz. "Wenn man Weltspitze sein will, muss man sich auf alle Bedingungen einstellen, das ist mir heute nicht gelungen", sagte die 26-Jährige, die im achten Saisonrennen erst zum zweiten Mal hinter der amerikanischen Konkurrentin Lindsey Vonn lag.