Die Hockeyspielerin muss mit Klipper gegen ihren Ex-Klub siegen

Hamburg. Dass Silke Klapdor die Frage nach ihrem Wohlbefinden derzeit nur eingeschränkt positiv beantworten kann, hat einen einfachen Grund. Am vergangenen Sonnabend erwischte sie im Lokalderby der Hallenhockey-Bundesliga beim Uhlenhorster HC ein Ball am linken Daumen. Zwar hielt sie bis Spielende durch, am Sonntag jedoch wurde die Hand in einen flexiblen Gips gelegt. Wie schwer der Daumen in Mitleidenschaft gezogen wurde, möchte Klapdor nicht sagen, es ist aber auch nicht von Belang, denn das für die Viertelfinal-Qualifikation entscheidende Wochenende mit Spielen gegen den Harvestehuder THC (Sa., 15 Uhr, Eckerkamp) und beim Großflottbeker THGC (So, 14 Uhr, Christianeum) will die 24-Jährige vom Klipper THC unter keinen Umständen verpassen. "Am Sonnabend darf ich den Gips abnehmen, dann sehen wir, wie lange ich spielen kann", sagt sie. Dass sie spielen wird, steht für sie fest, Daumendrücken am Spielfeldrand wäre ja auch kaum möglich.

Insbesondere der Partie gegen den Tabellenzweiten HTHC kommt besondere Bedeutung zu. Fünf Punkte Rückstand hat Klipper als Dritter auf die Plätze, die fürs Viertelfinale reichen, "deshalb müssen wir jetzt alle Spiele gewinnen", sagt Klapdor. Für sie selbst ist das Spiel eine Begegnung mit ihrer Vergangenheit, nachdem sie im Sommer nach 18 Jahren am Voßberg ihrem langjährigen Trainer Peter Krueger zu Klipper gefolgt war. Über die Gründe für ihren Wechsel möchte sie nicht sprechen, es sei eben an der Zeit gewesen, etwas Neues zu wagen, sagt sie. Zu einigen Teamkolleginnen von einst habe sie weiterhin guten Kontakt, und außerdem sei ein Duell mit dem HTHC nichts Besonderes mehr, "weil es in dieser Saison bereits zwei gegeben hat". Eins auf dem Feld, eins in der Halle, beide beim HTHC, und beide verlor Klipper.

Passiert dies am Sonnabend erneut, dann dürfte die Viertelfinalteilnahme für diese Hallenserie abgehakt werden, obwohl Kruegers Team als Mitfavorit auf den Nordtitel gehandelt worden war, weil neben Klapdor auch Nationaltorhüterin Kristina Reynolds und die ukrainische Spielgestalterin Maryna Vynohradova vom HTHC losgeeist werden konnten. "Wir haben uns nie als Mitfavorit gesehen, weil uns wichtige Spielerinnen verletzungsbedingt fehlen", sagt Klapdor, die im Feld in der Abwehr spielt, in der Halle jedoch eher in der Sturmmitte beheimatet ist.

Die Planungen bei Klipper sind sowieso eher mittelfristig angelegt. Auf dem Feld liegt das Team auf Rang sechs gut im Rennen um die Play-off-Qualifikation. "Wir haben tolle Talente mit großartigen Perspektiven", sagt Klapdor, die hofft, sich irgendwann als Führungsspielerin um die Jungen kümmern zu können. "Noch bin ich aber nicht so weit, denn ich muss mich erst an das offensivere Spielsystem und die gewachsene Konkurrenz gewöhnen."

Erschwert wird die Integration, weil die gebürtige Hamburgerin derzeit in Kiel ihren Master in Ökotrophologie macht. Ihr Berufsziel ist es, als Ernährungsberaterin für Krebspatienten zu arbeiten. Weil der Studienabschluss Zeit kostet, trainiert Klapdor nur zweimal die Woche mit dem Team. Trotz des stressigen Alltags möchte sie auf Hockey jedoch nicht komplett verzichten, weil sie es besonders schätzt, "Teil eines Teams zu sein und mit anderen Erfolge und Niederlagen gemeinsam zu erleben". Für dieses Erlebnis lässt sich Silke Klapdor eben auch von einem schmerzenden Daumen nicht aufhalten.