Der launische Stürmerstar vom AC Mailand wird im Testspiel der Schweden gegen den DFB am Mittwoch von Trainer Hamrén geschont.

Kopenhagen/Stockholm. Am Sonntagabend die Krönung zum „König von Mailand“ und am Mittwoch zum Nachtisch Joachim Löws junge Elf: Eigentlich sollte Schwedens Stürmerstar Zlatan Ibrahimovic im Göteborger Ullevi-Stadion beim Testspiel gegen Deutschland das eine oder andere Tor machen. Doch daraus wird nichts, wie Nationaltrainer Erik Hamrén am Montag entschied: „Ibra“ sei zu müde und brauche Schonung.

Dabei ist der hochgewachsene 29-Jährige torhungrig und selbstbewusst wie lange nicht. Nach dem frech und mit voller Wucht verwandelten Foulelfmeter zum 1:0-Sieg seines AC Mailand über den Lokalrivalen und Ex-Arbeitgeber Inter Mailand schaute er erstmal hoch zu den Inter-Fans, die ihn verhöhnt hatten. Denn Provokation gehört halt auch zu seinen Markenzeichen. „Wir haben mit Herz gespielt und gewonnen“, sagte er eher brav in Mailand, ehe er das Flugzeug Richtung Heimat bestieg.

+++ Löw und die Vorfreude auf die „Super-Marios" Gomez und Götze +++

Nach der für ihn verkorksten Zwischenstation beim FC Barcelona in der vorigen Saison trifft Schwedens einzigem Weltklasse-Fußballer derzeit bei Milan wieder auffallend oft. In den vergangenen fünf Punktspielen für den Tabellenführer der Serie A traf Ibrahimovic viermal und verdiente sich Bestnoten, weil er auch für seine Mannschaft ackert. Das war im schwedischen Nationaltrikot beileibe nicht immer der Fall. Ibrahimovic hat seine Mitspieler in etlichen der bisher 66 Länderspielen mit 25 Treffern spüren lassen, dass er durchaus einen Klasse-Unterschied zwischen sich und dem Rest der Elf sieht.

Nach der Riesen-Enttäuschung, dass die WM 2010 im Sommer in Südafrika ohne die Schweden stattfand, erklärte der Sohn bosnischer Zuwanderer aus Malmö seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft: „Keine Motivation mehr.“ Die kam im Spätsommer wohl auch wieder zurück, weil der mit dem Stürmerstar ständig über Kreuz liegende Nationalcoach Lars Lagerbäck durch den jüngeren Erik Hamrén abgelöst worden war. Der überredete „Zlatan“, wie ihn alle Schweden nennen, zur Rückkehr und machte ihn auch gleich zum Kapitän.

Vielleicht auch eine kluge Versicherung gegen Ibrahimovic' Angewohnheit, Kontrahenten und auch schon mal Mitspieler mit ätzendem öffentlichen Spott für Fehlleistungen, mangelndes Talent oder Rivalitäten zu überziehen. „Was der mit einem Ball kann, mach ich mit einer Apfelsine“, kommentierte er etwa das technische Vermögen des Norwegers John Carew. Dass Barcelonas weltweit bewunderter Trainer Josep Guardiola ihn wenig berücksichtigte, ordnete Ibrahimovic als psychisches Problem des Trainers ein: „Vielleicht hatte er Angst vor mir.“

Nach dem Wechsel zum AC Mailand trat er seinem Mitspieler Rodney Strasser beim Training in den Rücken und sagte: „Hier bin ich der Chef.“ All das hat den Ruf des Stürmers in seiner Heimat kaum geschmälert. Bei der zwei Tage vor dem Deutschland-Länderspiel für Montagabend angesetzten Kür zum Fußballer des Jahres galt Ibrahimovic wieder als haushoher Favorit. Viermal hat er diese Auszeichnung schon erhalten, seit 2007 dreimal nacheinander.