Der Bayern-Trainer hielt seinen Spielern nach den 3:3 gegen Gladbach eine Standpauke. Doch er entdeckte auch Gutes im Ergebnis.

Mönchengladbach. Erst gezaubert, dann gestrauchelt und schließlich zusammengestaucht: Nachdem der Champions-League-Fluch den deutschen Fußball-Rekordmeister Bayern München beim am Ende sogar glücklichen 3:3 (2:1) bei Bundesliga-Schlusslicht Borussia Mönchengladbach erneut erwischt hatte, platzte Trainer Louis van Gaal der Kragen. Der "Tulpen-General“ hielt seinen Stars, die auch nach dem vierten Sieg in der Königsklasse in der Liga nicht gewonnen hatten, in der Kabine eine Standpauke, dass die Wände wackelten.

"Nach dem Spiel war es laut. Ich habe gehört, dass mich einige verstanden haben“, sagte der Niederländer, dessen Ausbruch in den Katakomben des Borussia-Parks bis in die Mixed-Zone der Journalisten zu hören gewesen war. Später, in der Pressekonferenz, bat er um Verständnis für seine lauten Worte und erklärte ganz ruhig, was ihn so auf die Palme gebracht hatte. "Ich war sehr enttäuscht und eigentlich auch ein bisschen böse auf meine Spieler. In der Halbzeit hatte ich ihnen noch ein Kompliment gemacht und gesagt, dass ich den FC Bayern in dieser Saison noch nie so gut gesehen habe“, sagte van Gaal.

Zu diesem Zeitpunkt hatte sein Team noch 2:1 geführt, weil es nach der frühen Gladbacher Führung durch eine verunglückte Flanke von Patrick Herrmann (5.) eindrucksvoll das Kommando übernommen hatte. Das erste Bundesliga-Auswärtstor seit elf Monaten von Mario Gomez (11.), der seinen neunten Treffer in den vergangenen sieben Spielen erzielte, und der sehenswerte Hackentrick von Bastian Schweinsteiger zum 2:1 (40.) spiegelten die Überlegenheit nur unzureichend wider. Angesichts des an den rechten Pfosten geschossenen Foulelfmeters von Schweinsteiger (43.) und zwei Lattentreffern durch ihn (30.) und Toni Kroos (36.) hätten die Bayern viel höher führen müssen.

Doch dann kam das, was van Gaal so erzürnte. "Ich sage den Spielern noch: Seid nicht überrascht, wenn Gladbach ein bisschen aggressiver zurückkommt“, meinte er. Doch seine Spieler schienen ihm da nicht mehr zugehört zu haben, und Gladbach nutzte die Bayern-Lethargie aus. Nach dem Doppelschlag durch Marco Reus (56.) und das erste Bundesliga-Tor des erst nach der Pause eingewechselten Igor de Camargo (60.) standen die Münchner sogar am Rande einer Niederlage, die erst ein - von van Gaal ("Mir wären fast die Tränen gekommen“) dann wieder gelobter - Kraftakt und der späte Treffer von Philipp Lahm (84.) verhinderte.

"Am Ende hätten wir sogar noch gewinnen können, Toni Kroos muss seine Chance eigentlich machen. Aber vielleicht hat der liebe Gott gedacht, dass diese Spieler noch ein bisschen lernen müssen“, sagte van Gaal, nach dessen Rechnung man zumindest "einen Punkt näher an Mainz herangerückt“ sei: "Die waren schon mal 13 Punkte weg. Die Bundesliga wird im Mai entschieden.“ Bedient war neben van Gaal auch Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge. „Das Unentschieden fühlt sich an wie eine Niederlage. Wir haben uns das Leben selber schwer gemacht“, schimpfte er: "Wenn man führt, muss man den Sack zumachen. Was wir von der 46. bis zur 70. Minute gespielt haben, war fahrlässig. Das ist kein Schritt nach vorne.“

Allerdings wussten die Spieler auch selbst, was sie verbockt hatten. "Katastrophal, dieses Spiel dürfen wir nie unentschieden spielen“, sagte Gomez: "In der ersten Halbzeit haben wir überragend gespielt, am Ende war es zum Kotzen.“ Sportdirektor Christian Nerlinger glaubt zwar trotz zweier verschenkter Punkte weiter an die Meisterschaft, räumte aber ein: "Es wird ein langer und steiniger Weg zurück an die Spitze.“

Wie für Gladbach aus dem Tabellenkeller, denn letztlich war der eine Punkt eine Woche vor dem rheinischen Krisengipfel beim 1. FC Köln für das Schlusslicht zu wenig. "Unsere Situation ist nach wie vor unangenehm“, sagte Trainer Michael Frontzeck, für den die erste Halbzeit wie für die meisten der 54.057 Zuschauer eine Art Gruselshow war. "Ich denke, wir sind selten so vorgeführt worden“, meinte Frontzeck: "Aber was die Mannschaft dann für eine Antwort gegeben hat, zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind, auch wenn die Tabelle das noch nicht hergibt. Am Ende waren wir aber ein Stück weit enttäuscht, dass wir den Sieg nicht ganz nach Hause gebracht haben.“