Hamburg. Der erste Weg nach dem Abpfiff führte Peter Krueger zu seinem Nachfolger. Kurz schüttelte er Stephan Platz die Hand, machte auf den Hacken kehrt und stiefelte durch den Regen zu seinem neuen Team. Er hielt eine kurze Ansprache, dann benötigte der 45-Jährige 20 Minuten, um sich zu sammeln und das Geschehene zu verarbeiten. Als er zu einem offiziellen Kommentar zum Spiel bereit war, hörte man aus der Kabine des Harvestehuder THC längst laute Freudengesänge.

0:1 hatte Krueger mit den Bundesliga-Hockeydamen des Klipper THC das Stadtderby beim HTHC verloren, und man muss die Geschichte dieses Spiels mit ihm beginnen, weil er es war, der ihm eine Brisanz verliehen hatte, die die Unterlegenen später als Grund für ihren verhaltenen Auftritt ins Feld führten. 40 Jahre lang war Krueger beim HTHC in verschiedenen Positionen tätig gewesen, zuletzt fast zwei Jahrzehnte als Trainer der ersten Damen, bevor er in diesem Sommer zu Klipper wechselte. Über die Ursachen möchte er bis heute nicht öffentlich reden. Dass der erste Auftritt bei seinem alten Verein jedoch ein besonderer sein würde, war ihm immer klar.

Seinem neuen Ensemble anscheinend nicht, denn das bis dato beste Hamburger Team präsentierte sich beim noch sieglosen HTHC seltsam gehemmt und unentschlossen. "Wir haben im Vorfeld versucht, das Spiel als normales Derby abzutun. Aber wir wussten, dass es ein besonderes Spiel ist", sagte Nationalstürmerin Céline Wilde. Nationaltorhüterin Kristina Reynolds, die gemeinsam mit Maryna Vynohradova und Silke Klapdor Krueger zu Klipper gefolgt war, sagte: "Wir waren zu verkrampft, weil wir Peter unbedingt einen Sieg gegen sein altes Team schenken wollten. Für mich war dieses Spiel eine Belastung, ich bin froh, dass es vorbei ist. Heute hat das Team gewonnen, das den Sieg mehr wollte."

Wer die ausgelassen feiernde Jubeltraube sah, die die schwarz-gelben Spielerinnen nach Abpfiff gebildet hatten, konnte ermessen, wie wichtig der erste Saisonsieg für das neu zusammengestellte HTHC-Team war. "Jeder hat gesehen, dass uns eine Menge Steine vom Herzen gefallen sind", sagte Kathi Hauschildt, die mit ihrem Tor Sekunden vor der Halbzeit den Sieg herausgeschossen hatte, "auf diesem Erfolg können wir aufbauen!"

Dass dieser Aufbau erst Anfang April erfolgen kann, da zunächst die am 20. November beginnende Hallensaison ansteht, stört Trainer Platz nicht. "Es ist für uns ganz wichtig, mit einem Erfolgserlebnis in die Winterpause zu gehen. Danach werden wir noch einmal angreifen, um die Abstiegsrunde zu vermeiden", sagte der 30-Jährige, der aus seinem im Kollektiv überzeugenden Team keine Spielerin besonders hervorheben wollte. Froh waren alle Beteiligten über den fairen Verlauf des Spiels. Lediglich in der Ecke des Feldes, in der die Ersten Herren des HTHC als Zuschauer standen, mussten sich die Gäste ein paar fiese Kommentare anhören. "Ansonsten war das alles im Rahmen eines normalen Derbys", sagte Reynolds.

Durch den Sieg schloss der HTHC als Tabellenvorletzter mit fünf Punkten zum Club an der Alster auf, der im anderen Hamburger Derby beim Uhlenhorster HC mit 1:3 unterlag. Weil der UHC gestern zudem ein Nachholspiel bei TuS Lichterfelde mit 3:1 gewann, überwintert die Mannschaft von Kais al Saadi mit 16 Punkten auf Rang eins. Klipper ist mit zehn Zählern Sechster.