Nach ihrer Bronzemedaille wollen die deutschen Turner die Großmächte angreifen

Rotterdam. Es sah aus wie der Tanz ums goldene Kalb, aber es war die Freude über eine nie erwartete Bronzemedaille. Ausgelassen hüpften die deutschen Kunstturner im Kreis und tollten anschließend wie Kinder durch den Ahoy-Sportpalast. Kaum einer hatte es für möglich gehalten, bis auf die asiatischen Großmächte China (274,997) und Japan (273,769) mit 271,252 Punkten alle Konkurrenten hinter sich zu lassen und in Rotterdam den dritten Platz von der WM 2007 in Stuttgart auch ohne Heimvorteil wiederholen zu können.

"Wir haben wahnsinnig auf den Putz gehauen", sagte Sprungspezialist Matthias Fahrig. "Wir sind als Europameister hergekommen und haben als Team unsere Erwartungen noch übertroffen." Vorbildlich hatte der Halbkubaner seine persönlichen Enttäuschungen aus dem Qualifikationswettkampf verarbeitet und sich im Teamfinale ganz in den Dienst der Mannschaft gestellt.

Vor 5000 Zuschauern beeindruckte die deutsche Riege vor allem durch Stabilität. Keine der insgesamt 18 Übungen wurde verturnt, dank dieser Konstanz durfte man sogar noch nach dem vierten von sechs Geräten ein ganz kleines bisschen vom Titel träumen. Am Ende fehlte es dann doch am Boden und am Pauschenpferd an der einen oder anderen Höchstschwierigkeit.

"Fehlerfrei zu turnen war unsere einzige Medaillenchance, und darauf haben wir auch trainiert", berichtete Fabian Hambüchen. Wegen seiner entzündeten Achillessehne verzichtete der Mehrkampf-Europameister auf Boden und Sprung. Dies kostete weitere Punkte, ebenso wie der Ausfall des deutschen Meisters Marcel Nguyen (Beinbruch). Voller Euphorie verkündete DTB-Präsident Rainer Brechtken, in Zukunft erwarte er noch mehr. "Von China und Japan sind wir nur noch einen Fehler entfernt. Und wir haben ja noch Nguyen in der Hinterhand."