In Harburg starten die deutschen Hallenradsport-Meisterschaften

Hamburg. "Danke fürs Warten", sagt David Schnabel zur Begrüßung. Danke? Wofür? Man hat ja gar nicht gewartet. Man hat staunend zugesehen, wie er auf einem wackeligen Fahrrad Handstände gemacht und Pirouetten gedreht hat, über den Lenker rotiert und vom Sattelstand auf den Lenker gesprungen ist. Es waren fünf Minuten Kunst, die die Zeit vergessen ließen.

Schnabel, 25, ist amtierender Weltmeister im Einer-Kunstradfahren. Viermal hat der Unterfranke diesen Titel bereits gewinnen können. Heute und morgen will er in Harburg bei den deutschen Meisterschaften im Hallenradsport nach nationalen Titeln gleichziehen, wenngleich die Konkurrenz im eigenen Land fast härter sei als bei einer WM. Aber Schnabel möchte dem Publikum auch eine Sportart in Erinnerung bringen, die einst auf dem Sprung ins olympische Programm und Stammgast in der "Sportschau" war, bevor sie nahezu in Vergessenheit geriet.

Sogar im Bund Deutscher Radfahrer. "Der fördert eher ein Trainingslager auf Mallorca", sagt Schnabel achselzuckend, "dabei sind wir die erfolgreichste Disziplin und haben die meisten Wettkampflizenzen." Technisch sei das Voltigieren auf dem Velo nicht weniger anspruchsvoll als etwa Turnen oder Eiskunstlaufen. Und einen Dopingfall habe es auch noch nie gegeben.

Trotzdem ist sein Sport für Schnabel nur ein Hobby. Für die Meisterschaft hat sich der Logistik-Sachbearbeiter wieder einmal Urlaub genommen. Ende November findet in Stuttgart die WM statt. Schnabel kann es kaum erwarten: "Das wird wie bei der Fußball-WM." Leider wohl nur, was die Stimmung betrifft.