Eine Glosse von Christian-A. Thiel

Stellen Sie sich vor, die DFL würde im Frühjahr mal eben verkünden, dass die Bundesliga-Saison leider um einen Spieltag verkürzt werden muss. Natürlich ein absurder Gedanke. Und selbstverständlich würden auch die Franzosen nie auf die Idee kommen, spontan auf das letzte Zeitfahren der Tour de France zu verzichten. Oder?

In einer solchen Situation stecken nämlich gerade die fünf Rennfahrer, die um den Formel-1-Titel 2010 kämpfen. Mark Webber, Sebastian Vettel, Fernando Alonso, Lewis Hamilton und Jenson Button wissen nicht, ob ihr Rennquintett in vier oder nur noch in drei Rennen entschieden wird. Und das in einer Saison, in der es in der Endabrechnung vermutlich nur um ein paar Pünktchen gehen wird.

Das für den 24. Oktober als übernächster Grand Prix avisierte Rennen auf einer - zurzeit - Baustelle in Südkorea wackelt. Selbst Formel-1-Boss Bernie Ecclestone runzelt die Stirn, ob es mit der Premiere klappt. Dabei hatte der geschäftstüchtige Brite, dem die Formel 1 in erster Linie zur Geldvermehrung dient, das Rennen in Korea selbst in den Kalender gedrückt. Ähnlich wie zuvor Bahrain, Singapur und Abu Dhabi, deren Bezug zum Motorsport sich nicht auf den ersten Blick erschließt. Das Dollarzeichen zählt. Aus sechs Rennen im Formel-1-Premierenjahr 1950 sind auf der nach oben offenen Profitskala des Vollgas-Wanderzirkus bereits 19 geworden.

Und wenn mal ein Grand Prix auf der Strecke bleibt - egal, der nächste Kandidat steht schon bereit. Warum sollen die Fahrer auch vorher wissen, wie oft sie starten müssen? Das hätte dann ja etwas mit festen Regeln, also mit Sport zu tun.