Der Hamburger Tennisprofi unterlag im Finale von Metz gegen den Franzosen Gilles Simon in zwei Sätzen. In Bangkok will er seinen Erfolg fortsetzen.

Hamburg. Das Leben eines Tennisprofis gestattet es selten, Erfolge richtig zu genießen. Das ist vor allem dann schade, wenn diese Erfolge so rar gesät sind wie für Mischa Zverev in dieser Saison. Den gestrigen Abend hätte der 23 Jahre alte Hamburger sicherlich lieber bei einem guten Essen in einem Restaurant in Metz ausgekostet, als in einem Mietwagen Richtung Düsseldorf zu reisen. Doch weil er von Nordrhein-Westfalens Landeshauptstadt heute in Richtung Thailands Kapitale Bangkok abhebt, wo morgen bereits das nächste ATP-Turnier startet, war an Gemütlichkeit nicht zu denken.

Dabei hätte der gebürtige Moskauer auf die erfolgreichste Woche seiner Laufbahn zurückblicken können. Zum ersten Mal hatte er als Einzelspieler im Finale eines ATP-Turniers gestanden. Dieses ging zwar nach nur 67 Minuten mit 3:6 und 2:6 gegen den Weltranglisten-41. Gilles Simon verloren, dennoch war Zverev überglücklich über das, was er in den vorangegangenen Tagen erreicht hatte. Als Qualifikant hatte er sich ins Hauptfeld gekämpft, wo er zunächst den Argentinier Horacio Zeballos besiegte, danach den Franzosen Nicolas Mahut ausschaltete und im Viertelfinale dann dem Finnen Jarkko Nieminen das Nachsehen gab. Weil sein Halbfinalgegner Richard Gasquet wegen Fiebers nicht antreten konnte, erreichte Zverev schließlich ohne Satzverlust sein erstes Einzelfinale.

"Ich war schon ein wenig nervös", gab er gestern zu, kurz bevor er sein Hotel in der nordfranzösischen Hauptstadt der Region Lothringen verließ. Zwar hatte er Simon im Vorjahr zweimal besiegen können, in Stuttgart und beim Masters in Rom, jedoch beide Male auf Sand. "Auf Hartplatz in der Halle ist er ein anderer Spieler", musste der in Lemsahl aufgewachsene Profi anerkennen. Angetrieben von den Fans in der ausverkauften und deshalb völlig überhitzten Halle schlug der 25 Jahre alte Franzose vor allem brillant auf, gestattete Zverev lediglich eine Breakchance und nahm diesem wiederum dreimal den Aufschlag ab.

"Er hat verdient gewonnen, trotzdem war es für mich ein großartiges Turnier", sagte der von muskulären Problemen im linken Schlagarm und im rechten Bein gehandicapte Zverev, der eine lange Durststrecke hinter sich hat. Im August 2009 war er in der Weltrangliste noch an Position 45 notiert gewesen, derzeit sind es 110 Plätze schlechter. Im Sommer hatte der für den Rochusclub Düsseldorf in der Bundesliga aktive Zverev, der seinen Wohnsitz Ende 2009 nach Monaco verlegt hatte, mit seinem Vereinstrainer Detlev Irmler trainiert. Mittlerweile ist er zurück im Familienkreis, in Metz waren sein Vater Alexander und sein Bruder Sascha, 13, bei ihm. "Sascha ist mittlerweile so gut, dass ich regelmäßig mit ihm trainieren kann", sagt Zverev.

Nach Asien, wo neben Bangkok noch Tokio und Shanghai auf dem Tourplan stehen, muss der 23-Jährige jedoch allein reisen, die Familie zieht es mit Sascha zu Jugendturnieren in die USA. Vielleicht bleibt ohne Anhang ja ein wenig Zeit für die eine oder andere Mußestunde, um das Erlebte zu verarbeiten - oder um neue Erfolge zu feiern. "Ich glaube, ich bin auf dem richtigen Weg", sagte Zverev gestern - und meinte damit nicht die Autobahn in Richtung Düsseldorf.