Hauptstädter nach Überraschungssieg Tabellenführer

Hamburg. Das für lange Zeit letzte spielfreie Wochenende haben die HSV-Handballer zur Erholung genutzt. Sie konnten das ruhigen Gewissens tun: Erstens liegen fünf anstrengende Wochen mit je zwei Spielen vor ihnen. Und zweitens hat ja die Konkurrenz für sie gespielt. Titelverteidiger THW Kiel, der mutmaßlich größte Rivale im Kampf um die Meisterschaft, verlor gestern bei den Füchsen Berlin überraschend mit 23:26 und damit auch die Tabellenführung an den Hauptstadtklub. Das Spitzenspiel, dem zuvor kaum jemand dieses Prädikat angeheftet hätte, hatte tatsächlich gehalten, was die Tabelle versprochen hatte.

Kiels Trainer Alfred Gislason musste anerkennen, dass die Niederlage "verdient war". Verhindern konnten sie selbst 13 Tore Filip Jichas und die Einwechselung der Neuverpflichtung Jerome Fernandez nicht. Schneller als erwartet hatte sich bewahrheitet, was die Hamburger nach ihrer Auftaktniederlage in Göppingen vorgebetet hatten: dass auch der THW, der sonst so souveräne Champions-League-Sieger und Serienmeister, sich noch von seiner schwachen Seite zeigen würde.

Schon tut dem HSV-Fan der Blick auf die Tabelle ein bisschen weniger weh. Dass es plötzlich einen Konkurrenten mehr im Kampf um die Meisterschaft gibt, bleibt trotz des blitzsauberen Starts der Füchse schwer vorstellbar, auch wenn Gislason ihnen "einen Riesenschritt nach vorn" attestierte.

Dem HSV würde schon ein kleiner Schritt reichen. In der vergangenen Saison fehlte nur ein Punkt zum ersten Titelgewinn. Weil Andreas Rudolph die Enttäuschung kein weiteres Mal erleben will, hatte der Präsident die Mannschaft in der vergangenen Woche zu einer Aussprache nach Mallorca eingeladen. Von einer "sehr positiven, kämpferischen Atmosphäre" wusste Trainer Martin Schwalb zu berichten: "Das hat uns einen Schritt weitergebracht."

Das Kieler Missgeschick nahm Schwalb eher beiläufig zur Kenntnis und richtete den Blick stattdessen auf die kommenden Aufgaben: "Für uns wird es jetzt richtig hart." Das Pokalspiel am Mittwoch beim Drittligisten Oranienburg ist dabei nur eine Vorbereitungseinheit für den Champions-League-Auftakt am Sonntag beim Mitfavoriten Montpellier.

Nebenbei stehen Vertragsgespräche mit Profis an, deren Verträge auslaufen. Schwalb: "Die Kontakte werden jetzt aufgenommen."