HSV-Handballer gewinnen mit 39:28 in Hannover, doch Kiel kann schon heute wieder vorbeiziehen

Hannover. Dafür, dass sie gerade die Tabellenführung erobert hatten, fiel der Jubel verhalten aus: Ein Abklatschen mit den Kollegen, ein Dank an die Fans, dann war der 39:28-(18:15)-Sieg bei der TSV Hannover-Burgdorf auch schon emotional verarbeitet. "So einfach, wie es aussah, war es gar nicht", beteuerte HSV-Spielmacher Michael Kraus hinterher, "es war ein kampfbetontes Spiel."

Zu verdanken war der vierte Sieg hintereinander vor allem einer starken Angriffsleistung. Aber nicht alles, was Trainer Martin Schwalb gesehen hatte, kann ihm gefallen haben. Die Abwehr, an der sich seine Mannschaft beim Sieg am Freitag in Wetzlar noch selbst berauscht hatten, verdiente lange Zeit diesen Namen nicht. Nahezu jeder Angriff der Gastgeber endete im freien Torwurf - allerdings nicht jeder im Tor. "Wenn die Hannoveraner ihre Chancen besser genutzt hätten, wäre es ein offenes Spiel", wunderte sich der Bundestrainer zur Halbzeit, "so aber werden es die Hamburger wohl sicher nach Hause bringen." Er sollte recht behalten.

Brands Anreise hatte sich dahin gehend gelohnt, dass er alle seine sechs Hamburger Nationalspieler begutachten konnte. Auch Torwart Johannes Bitter wurde zur zweiten Halbzeit für den Schweden Per Sandström eingewechselt, der mit 28 Prozent gehaltenen Würfen deutlich unter gewohntem Wert geblieben war. Es war eine siegbringende Maßnahme, wie sich bald herausstellen sollte. Bitter parierte glänzend, die Deckung fand wieder zu sich, und fortan hatten die Hamburger leichtes Konterspiel. Als Hans Lindberg die Führung nach 38 Minuten mit seinem sechsten verwandelten Siebenmeter auf 25:18 schraubte, waren nur noch die 50 Auswärtsfans zu vernehmen mit der treffenden Zustandsbeschreibung: "Hier regiert der HSV."

Wie es der Zufall will, übernahm der HSV auch vergangene Saison mit einem Sieg in Hannover die Tabellenführung, weil der THW Kiel sensationell in Balingen unterlag. Den Gefallen werden die Kieler ihrem Rivalen heute im Heimspiel gegen ihren damaligen Bezwinger wohl nicht noch einmal tun.

Für den HSV beginnt am kommenden Mittwoch beim Drittligisten Oranienburg die Titelverteidigung im DHB-Pokal. Zuvor tritt die Mannschaft morgen in Mölln zu einem Freundschaftsspiel beim Landesligisten Tills Löwen an.

Tore, Hannover-Burgdorf: Jonsson 9 (2 Siebenmeter), Olsen 5, Jurdzs 4, Svavarsson 4, Hallgrimsson 2, Johannsen 2, Bedzikowski 1, Buschmann 1; Hamburg: Lindberg 7 (6), M. Lijewski 6, Vori 5, Flohr 4, B. Gille 4, G. Gille 3, Lackovic 3, Hens 3, Jansen 1, Duvnjak 1, Kraus 1, Schröder 1. Schiedsrichter: Biaesch/Sattler (Kriftel/Oberursel). Zuschauer: 3109. Zeitstrafen: 3; 3.