Belgische Tennis-Mama verteidigt ihren Titel bei den US Open in New York im Schnelldurchgang

New York. Nachdem sie sich in nur 59 Minuten erneut zur Tennis-Königin von Queens gekrönt hatte, begann für Kim Clijsters der schwierigste Teil ihrer Titel-Mission: Erst musste die alte und neue US-Open-Siegerin einen Umweg in Kauf nehmen, um sich in der Box den Kuss von Ehemann Brian abzuholen. Dann wollte ihre kleine Tochter Jada partout nicht mit dem Siegerpokal für die Fotografen posieren.

"Für Jada hat es keine Bedeutung, ob ich siege oder verliere. Ich werde ihr jedenfalls nicht sagen, dass ich das Turnier gewonnen habe. Ich bin einfach nur sehr glücklich", sagte die Belgierin nach dem 6:2, 6:1-Erfolg im kürzesten Finale von Flushing Meadows gegen Wera Swonarewa (Russland), die im Achtelfinale die Darmstädterin Andrea Petkovic besiegt hatte. Clijsters kassierte nach ihrer Kurzarbeit insgesamt 2,2 Millionen Dollar: 1,7 Millionen Dollar Siegprämie und einen Bonus von 500 000 Dollar für ihre Erfolge auf der vorangegangenen US-Series-Tour.

Der zweieinhalbjährigen Jada mit den lustigen Locken gelang mit ihrer Verweigerung vor den Fotografen indes das, was Swonarewa in einem der einseitigsten Finals nicht annähernd gelungen war - Kim Clijsters an den Rand der Verzweiflung zu bringen. "Es ist bitter, in einem Grand-Slam-Endspiel nicht seine Leistung zu bringen. Aber ich liebe New York trotzdem", sagte Wimbledon-Finalistin Swonarewa, die in der Vorschlussrunde überraschend die topgesetzte Caroline Wozniacki mit 6:4, 6:3 ausgeschaltet hatte. Die Dänin verpasste damit den Sprung an die Spitze der Weltrangliste. Die Nummer eins Serena Williams (USA) hatte ihre Teilnahme am letzten Grand-Slam-Turnier des Jahres wegen einer Fußverletzung absagen müssen.

Für die Weltranglisten-Dritte Clijsters schloss sich durch ihren dritten US-Open-Sieg nach 2005 und 2009 der Kreis. Vor exakt zwölf Monaten hatte die 27-Jährige an gleicher Stelle eines der größten Comebacks der Sport-Geschichte perfekt gemacht. Nach der Geburt von Jada und einer 27-monatigen Pause hatte "Kimback" Clijsters erst vier Wochen vor Flushing Meadows 2009 ihr erstes Turnier bestritten. "Diesmal war die Ausgangsposition eine ganz andere. Ich hatte mehr Druck", sagte Clijsters, die im Halbfinale Mitfavoritin Venus Williams (USA) mit 4:6, 7:6, 6:4 bezwungen hatte.

Zwei Tage später flossen nach dem Finale trotz aller Freude doch noch kurz die Tränen. "Mein Schwiegervater Bob ist wie ein zweiter Daddy für mich, nachdem mein Vater gestorben ist", sagte Clijsters. Ihr Papa Leo war Anfang 2009 einem Krebsleiden erlegen.

Zwillingsvater Roger Federer indes verließ den Big Apple mit vielen Fragen im Gepäck. Nach zwei vergebenen Matchbällen im Halbfinale maßlos frustriert, beendete der wohl beste Tennisprofi aller Zeiten seine schlechteste Grand-Slam-Saison seit sieben Jahren. "Natürlich macht man sich immer Vorwürfe, wenn man Matchbälle nicht nutzt. Ich bin enttäuscht, aber ich werde im nächsten Jahr wieder angreifen", sagte Federer nach der bitteren Semifinal-Niederlage im Fünfsatz-Krimi gegen Novak Djokovic (7:5, 1:6, 7:5, 2:6, 5:7). Der Serbe bestritt am Sonntag nach Redaktionsschluss das Finale gegen den topgesetzten Spanier Rafael Nadal.