Hamburg Freezers verlieren ihr erstes Saisonspiel mit 0:3 gegen die Kölner Haie. Auch das Showprogramm begeisterte die Zuschauer nicht

Hamburg. "Weil du keine zweite Chance bekommst, einen ersten Eindruck zu hinterlassen", so lautete einst der Werbeslogan eines Kosmetikherstellers. Wenn man ihn zugrunde legt, haben die Hamburg Freezers eine große Chance verpasst. Zum Auftakt der Saison 2010/11 in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) unterlag das Team des aus Kassel gekommenen Cheftrainers Stéphane Richer den Kölner Haien 0:3 (0:0, 0:2, 0:1). Schlimmer als das Ergebnis war die Art, wie die Punkte abgegeben wurden. Offensives Eishockey mit aggressivem Forechecking will Richer spielen lassen. Seine Mannschaft scheint das noch nicht verstanden zu haben. "Das war enttäuschend", meinte Freezers-Boss Michael Pfad, "aber das war nicht die Mannschaft der Vorbereitung. Man hat die Nervosität des Teams bis in den Oberrang gespürt."

Auch abseits des sportlichen Geschehens hatten die Freezers einen Neuanfang angekündigt. Das, was den 10 873 Zuschauern im Unterhaltungsprogramm geboten wurde, konnte ebenfalls nur eingeschränkt überzeugen. Die Einspielfilmchen zum neuen Motto "Nichts für Sissis" wussten zu gefallen, und dass der Hamburger Rapper und Produzent Toni Cottura die Fans zum Stopp-Tanz animierte, tat der Stimmung vor dem ersten Bully gut. Als jedoch die neuen Maskottchen ihren Auftritt hatten, wurde aus Applaus und Gesang plötzlich eisiges Schweigen.

"Body" und "Check" heißen die Eiszeitwesen, die, so die begleitende, etwas langatmige Geschichte, seit ewigen Zeiten unter der Arena gelebt haben und im Sommer entdeckt wurden. Die Figuren, eine Mischung aus Mammut, Spongebob und Fußabtreter, drehten unter dem Schweigen des Publikums ein paar Kringel und trafen sich zum Bodycheck im Mittelkreis. Dass "Body" dabei seinen Kopf verlor, war die bittere Pointe.

Ebenso wenig geplant war es wohl, dass sich das gegenüber der üblen Vorsaison - Vorletzter, Play-offs erstmals verpasst - auf 19 Positionen veränderte Team das Maskottchen zum Vorbild nahm. Im ersten Drittel reagierten Richers Mannen kopflos nur auf das, was die Gäste boten, und konnten sich bei ihrem Torhüter Marc Lamothe bedanken, dass sie ohne Gegentreffer in die Pause kamen. Zu allem Überfluss verdrehte sich Verteidiger Jean-Philippe Coté das Knie und konnte nicht weiterspielen. Eine genauere Untersuchung soll am Wochenende Aufschluss über die Schwere der Verletzung geben. Angreifer Brett Engelhardt erlitt eine Platzwunde am Kinn, die mit drei Stichen genäht wurde. Er spielte weiter.

Am Auftreten des Teams änderte das nichts, im Gegenteil. Die vom ehemaligen Freezers-Coach Bill Stewart brillant eingestellten Kölner blieben mit ihren schnellen Attacken gefährlich und nutzten nun auch ihre Torchancen. Die Haie wirkten, obwohl ebenfalls auf 15 Positionen verändert, eingespielter und gedanklich schneller als die Freezers, die zu keiner Phase der Partie in der Lage waren, Druck auszuüben. Nun wäre es vermessen, bereits im ersten Spiel Wunderdinge von einem Team zu erwarten, das sicherlich einige Wochen brauchen wird, um zu einer Einheit zusammenzuwachsen. Dennoch wurde die Möglichkeit, eine große Zahl an Neugierigen zu begeistern, fahrlässig verpasst. So steht das Team vor dem schweren Spiel am Sonntag (18.30 Uhr) in Nürnberg unter dem Druck, alles dafür tun zu müssen, dass aus dem ersten Eindruck kein bleibender wird.

Tore: 0:1 (26:06) Gogulla (Pettinger), 0:2 (28:27) Ullmann (Lee, Gogulla), 0:3 (53:44) Jaspers (Pettinger, Lee) 5-3. Strafminuten: 6/6. Schiedsrichter: Jablukov (Berlin). Zuschauer: 10 873.