Rosario/Hamburg. Besser als in der Nacht zu Dienstag hätte die Hockey-WM der Damen in Argentinien für Céline Wilde nicht beginnen können. Mit ihrem Tor zum 1:0 (15.) ebnete die 20 Jahre alte Angreiferin, die in Hamburg für den Klipper THC in der Bundesliga spielt, der Auswahl von Michael Behrmann den Weg zum ebenso wichtigen wie verdienten 2:0-Auftaktsieg gegen Neuseeland. In der Nacht zu heute (bei Redaktionsschluss nicht beendet) wartete im zweiten Gruppenspiel Japan.

Dass Wilde überhaupt in Argentinien dabei sein würde, hatte sie im März dieses Jahres noch nicht zu hoffen gewagt. Damals hatte die Jurastudentin beim Zentrallehrgang in der WM-Gastgeberstadt ihr Debüt im Kreis der A-Nationalmannschaft gegeben. "Ich bin ohne Erwartungen hingefahren. Doch dann habe ich gemerkt, dass es eine Chance für mich gibt, bei der WM dabei zu sein", erinnert sie sich. Dank guter Leistungen in Verein und Auswahl nutzte sie diese Chance tatsächlich.

Neben der Unbekümmertheit des Neulings ist Wildes besonderes Plus ihre Schnelligkeit und die Zielstrebigkeit im Schusskreis. "Ich sehe mich als Vorbereiterin auf den Außenpositionen", sagt die passionierte Tennisspielerin, die im April aus ihrer Heimat Rahlstedt in eine Single-Wohnung nach Barmbek gezogen ist. Obwohl ihr Freund, U-21-Nationalspieler Jonas Swiatek, zur neuen Saison aus Berlin zum Uhlenhorster HC nach Hamburg wechselt, will sie daran auch nichts ändern. "Ich genieße die Ruhe, wenn ich mal die Tür hinter mir zumachen kann", sagt sie.

Mit der Ruhe könnte es im Falle einer erfolgreichen WM indes vorbei sein. Wilde weiß, dass sie sich an das hohe Tempo und das physisch anspruchsvollere Spiel auf internationalem Niveau noch gewöhnen muss. "Ich muss an meiner Stabilität und Konstanz arbeiten", sagt sie. Dennoch hofft sie, dem von einigen Experten herangezogenen Vergleich mit UHC-Torjäger Florian Fuchs, der als Neuling bei der Champions Trophy 2009 in Australien und der WM im März in Indien überzeugte, standhalten zu können. "Nach der WM mit ihm verglichen zu werden, das wäre eine Ehre für mich", sagt sie.

Im März hatte sich die Hamburgerin in Rosario ein Trikot der argentinischen Hockeydamen gekauft, das dort wegen der Beliebtheit der "Löwinnen", so der Spitzname des Teams, in jedem Geschäft erhältlich ist. Dass sie nun die Chance hat, sich nach einem Duell mit den Gastgeberinnen im Halbfinale oder Finale eins der begehrten Leibchen zu sichern, empfindet Wilde noch immer als Traum. Sie wird alles dafür geben, nicht zu früh aufzuwachen.