Bernhard Schwank, Chef der Bewerbungs-GmbH München 2018, über Chancen und Probleme der Olympiakandidatur

München. Am 6. Juli 2011 entscheidet das Internationale Olympische Komitee (IOC) in Durban, Südafrika, über den Austragungsort der Winterspiele 2018. Im Januar müssen die Bewerbungsunterlagen beim IOC eingereicht sein. Größtes Problemfeld für die Candidate City München sind die Verhandlungen mit Grundstückseignern in Garmisch-Partenkirchen über die vorübergehende Überlassung ihrer Areale. Sie sollen in den nächsten zwei Wochen zum Abschluss gebracht werden. Die ersten Ergebnisse sind ermutigend. Von dem Ausgang der Gespräche hängen die weiteren Planungen ab. Den Landwirten geht es nicht nur um die Höhe der materiellen Entschädigung, sie beklagen auch den anfangs fehlenden Respekt. Die Entscheidungen seien nach Gutsherrenart getroffen worden. Bernhard Schwank, 49, Geschäftsführer der Bewerbungsgesellschaft München 2018, bleibt optimistisch. "Wir werden zu positiven Lösungen kommen."

Abendblatt:

Herr Schwank, Sie sind gerade mit einer Delegation von den Olympischen Jugendspielen aus Singapur zurückgekehrt. Konnten Sie ermitteln, wie die Kandidatur Münchens für die Winterspiele 2018 beim IOC ankommt?

Bernhard Schwank:

München wird als sehr starker Bewerber gesehen. Mein Eindruck ist, dass wir mit unserem Konzept, das auf ökologischer Nachhaltigkeit beruht, und mit unserem sportorientierten Auftreten überzeugen.

Bei der technischen Bewertung hat Münchens Kandidatur vom IOC Bestnoten erhalten. Ist München damit Favorit?

München hat mit seiner bisherigen Präsentation international Ausrufezeichen gesetzt. Als Favorit sehen wir Pyeongchang an. Schließlich sind die Südkoreaner bei ihren zwei vorherigen Kandidaturen nur knapp gescheitert. Wir sind stolz darauf, dass wir ein so gutes Konzept vorgelegt haben und damit wettbewerbsfähig sind. Deshalb sind wir optimistisch, bis zur Entscheidung des IOC weiter punkten zu können.

Die Münchner Bewerbung scheint umso positiver gesehen zu werden, je größer die Distanz zu München ist.

Richtig ist, dass wir international gut dastehen. Aber auch die letzten heimischen Umfragen signalisieren uns breite Zustimmung. In Oberbayern befürworten rund 71 Prozent die Austragung der Winterspiele, in München fast 70 Prozent, und in Garmisch-Partenkirchen kommen wir auf 63 bis 64 Prozent. Das sind fast zwei Drittel der Bevölkerung und eine hervorragende Basis.

Wie viel Prozent verlangt das IOC?

Da gibt es keine Vorgaben. Wenn sie überzeugende Mehrheiten aufweisen, ist das eine ausreichende Grundlage für eine erfolgreiche Bewerbung.

Die Minderheiten aber machen Ihnen derzeit hart zu schaffen, vor allem jene in Garmisch-Partenkirchen, die ihr Grundstück nicht verpachten wollen.

Wir sind mit den Grundstückseigentümern in Garmisch-Partenkirchen unter Federführung der bayerischen Staatsregierung mit Experten aus allen Bereichen in intensiven Gesprächen, um die Lösungen, die wir dort brauchen, zu erzielen. Wir haben vereinbart, diesen Prozess nicht zu kommentieren. Zuletzt wurde zu oft übereinander und zu wenig miteinander gesprochen.

Kann die Bewerbung daran scheitern, dass Ihnen am Ende zu wenige Grundstücke zur Nutzung überlassen werden?

Davon gehe ich nicht mehr aus.

Wie viel Prozent der Grundstücke brauchen Sie, um Ihre Pläne umzusetzen?

Da müssen wir die Ergebnisse der Gespräche abwarten, erst dann können wir sagen, inwieweit wir unsere Pläne modifizieren müssen. Wir sind nicht auf eine einzige Lösung fixiert. Wir versuchen jedoch möglichst viel von dem zu erhalten, was wir für unsere bisherigen Planungen vorgesehen haben.

Haben Sie diese Problematik zu lange unterschätzt? Sind Sie zu spät auf die Menschen vor Ort zugegangen?

Bei einem derart komplexen Prozess einer Olympiabewerbung entstehen fast täglich neue Problemlagen, die Sie oft nicht vorhersehen können. Sie müssen diese Fälle ebenso sachgerecht wie sensibel angehen, und da sind wir dabei.

Die Zeit drängt. Im Januar müssen Sie die Bewerbungsunterlagen beim IOC abgeben. Was stimmt Sie optimistisch?

Mich stimmt der Fortgang der Gespräche optimistisch. Ein erstes Ergebnis ist, dass das Athletendorf in Garmisch-Partenkirchen gebaut werden kann.

Die letzten deutschen Bewerbungen, Berlin für 2000, Leipzig für 2012, sind an schweren handwerklichen Fehlern gescheitert. Auch bei Münchens Kandidatur scheinen im Augenblick eher die Probleme denn die Chancen gesehen zu werden. Warum tut sich der deutsche Sport so schwer, Olympia ins Land zu holen?

Im Moment gibt es in der Tat offene Fragestellungen, die in der Wahrnehmung die vielen positiven Entwicklungen verdecken. Das ändert nichts an der Wertschätzung, die die Münchner Bewerbung international genießt. Ich glaube, es ändert auch nichts daran, dass die überwiegende Mehrheit der Deutschen Olympische und Paralympische Winterspiele im eigenen Land begrüßt. Wir müssen diese offenen Fragen jetzt rasch klären, damit wir den Blick wieder frei machen können dafür, was die Münchner Bewerbung auszeichnet.

Und das wäre?

Unser Konzept mit zwei Hauptstandorten, in München die Eis- und in Garmisch-Partenkirchen die Ski-Wettbewerbe, ähnelt dem Vancouvers 2010, das viele begeisterte, es ist sogar noch kompakter. Dazu kommt: Vergangene sportliche Großereignisse wie zum Beispiel die Fußball-WM 2006 und die Handball-WM 2007 haben Deutschlands Ansehen im Ausland doch maßgeblich neu geprägt, sie haben gezeigt, dass wir nicht nur perfekte Organisatoren sind, sondern dass wir diese Ereignisse auch im Sinne unserer offenen, demokratischen Kultur zu leben und zu genießen verstehen. Das würden wir 2018 in München erneut gern beweisen.