Der Kenianer David Lekuta Rudisha lief beim Leichtathletik-Meeting Istaf in Berlin die 800 Meter in 1:41,09 Minuten

Berlin. Geburtstagsständchen von fast 50 000 Fans für Christina Obergföll, Ovationen für Kenias Weltrekordler David Rudisha: Beim Berliner Istaf durfte das großartige Publikum insgesamt fünf deutsche Siege feiern. Speerwerferin Obergföll übertraf mit 67,57 Metern ihre Saison-Bestweite und bot den Zuschauern an ihrem 29. Geburtstag eine perfekte Show. Weltmeister Robert Harting stand ihr kaum nach und dominierte die Diskus-Konkurrenz mit 68,24 Metern, wie er wollte. Für weitere deutsche Siege sorgten Hochspringerin Ariane Friedrich (1,97 Meter), Weitspringer Christian Reif (8,06 Meter) und Hammerwerferin Betty Heidler (75,35 Meter). Das unbestrittene Highlight setzte aber der 21 Jahre alte Kenianer David Rudisha, der in 1:41,09 Minuten sein Vorhaben grandios wahrmachte und über 800 Meter den 13 Jahre alten Weltrekord des Dänen Wilson Kipketer um zwei Hundertstelsekunden unterbot. Es war der 16. Weltrekord in der Geschichte des ältesten deutschen Meetings und der erste seit zwölf Jahren. "Im Vorjahr habe ich Wilson getroffen. Er meinte, ich kann es schaffen. Das Wetter war perfekt, die Menge fantastisch, alles hat heute gestimmt", meinte Rudisha.

Ein überraschend starkes Comeback feierte in Berlin die elf Monate lang gesperrte 800-Meter-Weltmeisterin Caster Semenya. Mit einem unwiderstehlichen Schlussspurt setzte sich die 19-jährige Südafrikanerin auf der Zielgeraden durch und blieb in 1:59,90 Minuten erstmals in dieser Saison unter der Zwei-Minuten-Marke. "Es war einfach großartig, wieder in Berlin zu sein. Ich habe nicht an die Vergangenheit gedacht, sondern nur an mein Rennen und meine Ziele." In den zurückliegenden Monaten hatte es heftige Kontroversen um das Geschlecht der Läuferin gegeben, die erst seit Anfang Juli wieder bei Rennen starten darf.

"Das war heute wie Weihnachten, Ostern und Geburtstag zusammen", meinte Obergföll, nachdem ihr die Fans ein vieltausendfaches Ständchen zelebriert hatten. Nur drei Tage nach ihrem Erfolg in Zürich ließ sich die Offenburgerin von der grandiosen Kulisse beim mit 46 512 Zuschauern bestbesuchten Leichtathletik-Meeting der Saison treiben und legte Welten zwischen sich und die Leverkusener Europameisterin Linda Stahl, die mit 61,82 Meter und Rang zwei zufrieden sein musste. "Ich hatte vor Aufregung die ganze Nacht nicht geschlafen", gestand die EM-Zweite, die tags zuvor noch die Hochzeit einer Freundin gefeiert hatte. Der Berliner Harting verpasste zwar sein Ziel, vor "seinem Publikum" erstmals die 70 Meter zu bezwingen, war darüber aber nicht unglücklich. "Im letzten Wurf hat alles gepasst. Ein schönes Gefühl, hier in meinem 'Wohnzimmer' zu siegen", meinte der 26-Jährige und ging mit der Deutschland-Fahne auf die Ehrenrunde. Der Hamburger Markus Münch (LG Wedel/Pinneberg) wurde mit für ihn enttäuschenden 58,29 Metern Achter. Am Vortag hatte der 65-Meter-Werfer beim Sportfest in Thum (Sachsen) nur 57,63 Meter geschafft.

Obwohl das Istaf seit diesem Jahr nur noch zur World Challenge, der zweiten Liga der Leichtathleten, gehört und der Etat von 2,5 auf 1,6 Millionen Euro reduziert werden musste, hatten die Organisatoren starke Teilnehmerfelder nach Berlin geladen. Dies bekam auch Europameisterin Verena Sailer zu spüren, die über 100 Meter in 11,24 Sekunden als Dritte einlief. Die EM-Dritte Carolin Nytra musste über 100 Meter Hürden wie in Lausanne und Zürich die Überlegenheit der Kanadierin Priscilla Lopes-Schliep (12,57) anerkennen. In 12,75 Sekunden reichte es für die Bremerin ebenfalls zum dritten Rang.

Europameister Christian Reif kam mit den Verhältnissen in der Weitsprunggrube lange nicht zurecht und machte erst im letzten Satz mit 8,06 Metern den Erfolg perfekt. Der lange verletzte Sebastian Bayer (HSV) wurde mit 7,98 Metern Dritter. Er verbesserte damit den Hamburger Weitsprungrekord des ehemaligen HSV-Präsidenten Wolfgang Klein aus dem Jahr 1964 um neun Zentimeter. Zufrieden mit der Weite war er nicht, immerhin hatte er aber sechs Sprünge aus vollem Anlauf schmerzfrei überstanden.

Tags zuvor hatte Europameisterin Betty Heidler mit ihrem Erfolg im Hammerwerfen für eine erstklassige Einstimmung des deutschen Teams gesorgt. Mit 75,35 Metern setzte sie sich vor Weltmeisterin Anita Wlodarczyk aus Polen (74,43) durch. Die Spitzenform der deutschen Werfer unterstrich auch der EM-Dritte Ralf Bartels, der beim Sieg des US-Amerikaners Reese Hoffa (21,29) im Kugelstoßen mit 20,73 Metern Rang drei belegte.