Hamburgs Radverbandschef über die Bedeutung der Cyclassics und die Vorzüge der Vereine

Hamburg. Volker Heyer ist der Vorsitzende des Radsport-Verbands Hamburg.

Abendblatt:

Am Sonntag rollten zum 15. Mal die Vattenfall-Cyclassics durch Hamburg. Welche Bedeutung hat das Rennen für den Radsport in der Stadt?

Volker Heyer:

Eine immense. Viele Jedermänner trainieren das ganze Jahr darauf hin. Die norddeutschen Vereine konnten profitieren, indem sie bei der Mitgliederzahl gegen den Bundestrend zulegten. Aber die Cyclassics sind in erster Linie ein Event mit Erlebnischarakter, für das die Menschen viel Geld zahlen - je nach Strecke 53 bis 67 Euro. Wir vom Bund Deutscher Radfahrer dürfen bei Rennen nur ein Startgeld von acht bis zehn Euro nehmen, damit können wir allenfalls die Kosten decken.

Wie kann man von den 22 000 Startern mehr in die Vereine locken?

Frank Bertling von der veranstaltenden Agentur Upsolut möchte ja die Frauenquote erhöhen. Wir wollen auch gerne mehr Kinder und Jugendliche in den Vereinen haben. Wir beteiligen uns am Schulcup der Firma Vattenfall, bei dem Klassen in der Beherrschung des Rades unterrichtet werden. Hier finden wir anschließend Interesse am Radsport wieder. Bei den Frauen ist die Situation schwieriger. Was müssen wir anbieten, um sie vom Einkaufs- oder Wanderrad hin zum sportlichen Radfahren zu animieren? Wir sind auf die Vorschläge von Herrn Bertling gespannt, gehen aber mit eigenen Vorschlägen in die Besprechungen.

Upsolut hält Ihnen vor, zu wenig aus der Veranstaltung zu machen.

Wir waren ein oder zwei Jahre mit einem eigenen Stand vertreten, er hat uns nichts gebracht. Upsolut ist ein Partner, aber wir lassen uns ungern über die Medien ermahnen.

Wozu sollte ich einem Verein beitreten, wenn ich doch nur Rad fahren will?

In der Gruppe zu trainieren erhöht den Spaß. Im Verein gibt es Menschen, die buchstäblich den Weg kennen und mir etwas erklären können. Viele Unfälle auch bei den Cyclassics, bedingt durch das Fahren in dichten Gruppen, wären durch richtiges Training zu verhindern. Nicht zuletzt ist die Teilnahme an Vereinsveranstaltungen versichert.

Radsport steht als Doping-Sportart am Pranger. Welche Auswirkungen hat das auf den Breiten- und Vereinssport?

Wir haben eine Stagnation bei den Mitgliedern im sportlichen Bereich zu verzeichnen, alle anderen Aktivitäten - Radwandern, Hallensportarten, BMX - sind davon nicht betroffen. Das Problem schlägt auch auf die Kinder durch. Wir wollen ihnen das Radfahren als etwas Wunderschönes nahebringen. Aber wenn sie sich von Klassenkameraden fragen lassen müssen, ob sie auch schon gedopt haben, haben wir bald keine Jugend mehr. So wird die Sportart kaputtgemacht. Da ist eine starke Verunsicherung zu spüren. Verstehen Sie mich richtig: Natürlich muss gegen Doping gekämpft werden. Von einigen Medien ist es aber scheinheilig, mit dem Finger nur auf den Radsport zu zeigen.