Budapest. Entspannt lehnt Markus Deibler am Zaun und plaudert mit den Kollegen. Er macht so gar nicht den Endruck, als sei er kurz davor zusammenzuklappen. Dabei hatte sich der Hamburger Schwimmer eine Woche lang bei den Europameisterschaften immer wieder mit voller Kraft ins Delirium gestürzt. "Na ja, ins Koma gefallen bin ich ja noch nicht", sagte der 20-Jährige. Doch bemerkbar habe sich der Trainingsrückstand schon gemacht, den ihm eine Mandeloperation eingebrockt hatte. Trotzdem sei ihm nie in den Sinn gekommen, in Budapest nicht anzutreten. "Da schwimme ich lieber volle Kante los und hoffe, dass ich wieder zurückkomme."

Diese Einstellung macht Markus Deibler zu einem Athleten ganz nach dem Geschmack des Bundestrainers. Sportler, die ein Rennen von vorn an sich reißen, "die dahin gehen, wo es wehtut", gefallen dem ehrgeizigen Dirk Lange am besten.

Auch Markus' Bruder Steffen, 23, hatte zum Ende der Titelkämpfe noch einmal überzeugt - wenn auch wieder nur abseits der großen Bühne. Ganz knapp war er über 50 Meter Freistil um ein weiteres frühes Aus herumgekommen. Im Duell um den letzten Startplatz war er nicht nur schneller als Lokalmatador Krisztian Takacs, er kraulte mit 21,91 Sekunden auch zu einer neuen Bestzeit. "Das war eine tolle Stimmung und ein geiles Rennen", sagte Deibler dann nach dem eher mittelmäßigen Finale, in dem es nach 22,24 Sekunden lediglich für Platz sechs reichte.

Aber Deibler wollte ohnehin lieber über das Ausschwimmen reden: "Ich habe mich total auf das Rennen gefreut." Das hatte er zuletzt nach seinem ersten EM-Start gesagt. Danach schien der Druck den Kurzbahn-Weltrekordler zusehends zu belasten. Resultate blieben aus. Immerhin meint Steffen Deibler gezeigt zu haben, "dass ich vorne mithalten kann".

Den Beweis kann er bereits in drei Wochen in Rio liefern, wenn beim Weltcup die Kurzbahn-Saison beginnt. Bruder Markus will sich eine längere Pause gönnen, um dann von den Grundlagen, die sich im Alfred-Hajos-Bad angedeutet haben, profitieren zu können. Für ihn gilt jetzt: "Gesund bleiben und dann vernünftig durchtrainieren."