Hamburgs Sportvereine versuchen unter anderem mit Gutscheinheften, ihre finanzielle Situation zu verbessern

Hamburg. Beim THC Horn Hamm ist man offen für Neues. Anfang des Monats stellte der im Stadtpark beheimatete Tennis- und Hockeyklub sein Platzreservierungssystem um. Magnettafel und Anrechtsliste haben ausgedient, das Internet dient jetzt als Buchungsplattform für die 14 Tenniscourts. Aufgeschlossen ist man an der Saarlandstraße auch, wenn es darum geht, die Finanzen des Klubs aufzubessern. Horn Hamm gehörte beispielsweise zu den ersten Hamburger Vereinen, die das "Good Buy Gutscheinheft" vertrieben.

Für 20 Euro ist nun schon die dritte Auflage des blauen Sparpakets im Klubhaus, auf der Geschäftsstelle und bei einigen Trainern erhältlich, zehn Euro fließen pro Verkauf dem Verein zu. Weil dieser kein finanzielles Risiko tragen muss, wird das vom ehemaligen schwedischen Tennisprofi Mattias Rohlin und seiner Inspoco GmbH initiierte Projekt auch vom Hamburger Sportbund (HSB) empfohlen. Die 86 Gutscheine in dem sechs Monate gültigen Heft bieten dem Käufer unter anderem Preisvorteile in Gastronomie und Geschäften, bei Wellnessangeboten oder beim Ticketkauf.

25 Prozent gibt es beispielsweise auf den Eintritt für bis zu vier Personen ins St.-Pauli-Theater oder beim HSV Handball, 20 Prozent Rabatt bieten das Nivea-Haus und Schuhkay, zwei Pizzen zum Preis von einer hat Smiley's im Angebot. "Wir wollen, dass sich das Heft für jeden Käufer lohnt", sagt Rohlin, "deshalb haben wir zum Beispiel einige exklusive Restaurants darin, aber eben auch den Pizzaservice." Rund 100 Hamburger Vereine verkaufen das Heft mittlerweile an ihre Mitglieder.

"Das Konzept ist interessant", sagt HSB-Geschäftsführer Ralph Lehnert. "Zudem gibt es, wenn man ehrlich ist, nicht viele vergleichbare Möglichkeiten, Nebeneinnahmen zu erzielen." Dabei sind viele Vereine mehr denn je auf diese angewiesen. Mitgliedsbeiträge allein reichen meist nicht, um ein attraktives Angebot zu finanzieren, über qualifizierte Mitarbeiter zu verfügen und Sportanlagen zu betreiben. Wenn Sponsoren fehlen, sind Flohmärkte oder der Verkauf von Kaffee und Kuchen die Klassiker, um die klamme Vereinskasse ein wenig aufzubessern. "Die Mehrzahl der Vereine ist in einer Situation, in der sie sehr genau rechnen muss", sagt Lehnert. "Überträge gibt es da kaum."

Laut Sportentwicklungsbericht, einer in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) erstellten Analyse der Deutschen Sporthochschule Köln, stellt die finanzielle Situation für jeden 20. deutschen Verein ein existenzielles Problem dar. "Die Ausgaben für Trainer, Übungsleiter und Sportlehrer, für die Durchführung eigener sportlicher Veranstaltungen, für Wartungspersonal, für Gema-Gebühren und für Versicherungen sowie die allgemeinen Verwaltungskosten und die Reisekosten für Übungs- und Wettkampfgebiet sind signifikant gestiegen", schreiben die Autoren.

Mit rund 1000 Euro, wie sie der THC Horn Hamm im ersten Halbjahr mit dem Gutscheinheft eingenommen hat, lassen sich keine großen Sprünge machen, aber immerhin. Inspoco-Chef Rohlin gibt zu, dass die Verkäufe in der Hansestadt noch zu wünschen übrig lassen. 530 000 Sportler in knapp 800 Hamburger Vereinen bieten ein riesiges Potenzial. Konkrete Angaben über die aktuellen Verkaufszahlen möchte Rohlin nicht machen, nur so viel: Von Einnahmen wie in seiner Heimat Schweden, wo das Konzept seinen Ursprung hat, sei man noch sehr weit entfernt. Allein in der Region Göteborg (500 000 Einwohner) werden pro Jahr 60 000 Gutscheinhefte abgesetzt.

Vom HSB den Vereinen als Möglichkeit zur Aufbesserung der Finanzen ebenfalls empfohlen wird der Deutsche Sportausweis. Ziel des Gemeinschaftsprojekts von DOSB und den teilnehmenden Sportverbänden ist es, den Vereinen die Verwaltungsarbeit zu erleichtern und Kosten zu ersparen. Die DSA Deutsche Sportausweis GmbH stellt die Karten kostenfrei her, die dann in den Klubs als Mitgliedsausweis, zur Einlasskontrolle oder als Wettkampfpass genutzt werden können und viele weitere Funktionen bieten.

Der Nutzen zeige sich vor allem in großen Vereinen wie dem Eimsbütteler Turnverband (ETV), der als einer der ersten Großvereine Deutschlands den Sportausweis einführte. Vorher hatte der ETV mit seinen 11 000 Mitgliedern keinen eigenen Vereinsausweis, allein die Produktion und der Versand eines solchen hätten geschätzte 20 000 Euro gekostet. "Die Vereine gewinnen mit der Einführung des Ausweissystems eine Menge", meint der ETV-Vorsitzende Frank Fechner. "Die Identifikation der Mitglieder mit dem Verein, organisatorische Erleichterungen über den Ausweis, der Kostenaspekt und das professionelle Auftreten des Vereins bei bestehenden oder möglichen Partnern sprechen dafür."

Auch der SC Vier- und Marschlande setzt den Sportausweis ein, zum Beispiel um seinen Mitgliedern Vergünstigungen bei Partner-Unternehmen zu ermöglichen. Früher mussten die Sportler in der Geschäftstelle Einkaufsgutscheine abholen, jetzt reicht die Chipkarte, um sich auszuweisen. Beim THC Horn Hamm, der ebenfalls das kostenfreie Ausweis-Angebot annahm, hat sich laut Geschäftsführer Klaus Korn der praktische Nutzen hingegen noch nicht eingestellt. Neues braucht eben auch Zeit. Zeit, die viele Vereine, anders als der THC, nicht mehr haben.

www.goodbuygutscheinheft.de , www.sportausweis.de