Manager fordert bei den 15. Cyclassics einen Podestplatz

Hamburg. Die Lizenzunterlagen für die nächste Saison hat Gerry van Gerwen fertiggestellt, noch in dieser Woche wird er sie fristgemäß an den Radsport-Weltverband UCI nach Aigle in der Schweiz schicken. Er hat die Hoffnung ja nicht aufgegeben, dass sich das Rad irgendwie weiterdreht beim Team Milram, dessen Manager er seit 2008 war. Einer wie er lässt sich die Zuversicht nicht so leicht nehmen, nach dem Rückzug des Hauptsponsors ist sie höchstens ein wenig kleiner geworden, "aber sie ist kein Luftschloss".

35 Millionen Euro dürfte die Bremer Großmolkerei Nordmilch seit 2005 in ihr Protour-Team gesteckt haben. Die Vattenfall-Cyclassics am Sonntag in Hamburg wird zur Abschiedstour der himmelblauen Pedaleure vor heimischem Publikum, schon deshalb fordert van Gerwen einen Podestplatz von seinen Fahrern. Er wünscht sich, dass sie sich so ins Zeug legen wie er bei seiner Suche nach einem neuen Investor. Auch wenn die letztlich erfolglos blieb, weshalb Deutschland 2011 wohl ohne erstklassigen Profirennstall dastehen wird.

Mit dem Gedanken will sich der Niederländer van Gerwen, 57, nicht abfinden: "Deutschland braucht den Radsport, und der Radsport braucht Deutschland." Einen Plan B hat er nicht - in den klassischen Radsportnationen sei der Markt gesättigt. Sollte sich bis Oktober kein Geldgeber finden, will er für 2012 einen neuen Anlauf unternehmen. Seine Kapitäne Linus Gerdemann und Gerald Ciolek werden nicht so lange warten, der Schlussverkauf des Personals hat begonnen. Aber Rennfahrer fänden sich immer, sagt van Gerwen, und das technische Know-how und die nötige Ausrüstung seien ja vorhanden.

Man werde hierzulande schon noch merken, dass etwas fehlt, wenn bei Milram plötzlich alle Räder stillstehen. "Im Radsport kann ohne einen professionellen Kopf nichts wachsen", sagt van Gerwen, "man braucht Beispiele." Was aber, wenn diese Vorbilder einer nach dem anderen als Betrüger enttarnt werden? T-Mobile und Gerolsteiner, die einstigen Vorfahrer des Booms, sind im Dopingsumpf untergegangen.

Das große Beben, ausgelöst durch immer neue Beichten und Enthüllungen, wähnt van Gerwen hinter sich. Die Dopingskandale, die den Radsport jetzt noch erschütterten, seien Nachbeben: "Und die Schockwellen werden kleiner." Seine Mannschaft gilt als unverdächtig. Die Resultate der Abschiedssaison sind dürftig, bei der Tour de France rollte Milram dem Feld hinterher, was van Gerwen weiter Rätsel aufgibt. Man habe so viel wie noch nie in die Vorbereitung investiert, habe mit Ernährungsberatern gearbeitet, die besten Physiotherapeuten engagiert und das Programm auf die Tour zugeschnitten.

Wobei Platzierungen nicht entscheidend seien für den Erfolg einer Werbebotschaft. Es gehe um die Verbindung zwischen Emotionen, Leistung und dem Produkt, darum, "dass die Hausfrau den richtigen Joghurt kauft". So gesehen hat van Gerwen sein Ziel erreicht. Der Bekanntheitsgrad Milrams konnte dank der rollenden Werbeträger auf mehr als 90 Prozent gesteigert werden. Den medialen Gegenwert des Engagements beziffert Nordmilch auf 50 bis 60 Millionen Euro.