Volleyballtrainer Staelens will mit dem VT Aurubis Meister werden

Hamburg. Die Einladung zum Mittagessen lehnt Jean-Pierre Staelens dankend ab. Keine Zeit. Am Montag dieser Woche hat der 54 Jahre alte Niederländer mit dem Training beim Volleyballteam Aurubis begonnen, und in den ersten Tagen will er allen Spielerinnen seine Vorstellungen in Einzelgesprächen noch einmal ausführlich erläutern. Für den Hunger zwischendurch hat er sich einen Becher Milchreis gekauft. Der steht auch noch am späten Nachmittag ungeöffnet im Kühlschrank des VIP-Raums in der Arena Süderelbe.

Staelens ist ein akribischer Arbeiter. Er plant die Fischbeker Volleyballerinnen dorthin zu führen, wo Namensgeber Aurubis, Europas größte Kupferhütte, sie seit vier Jahren sehen will: ganz oben. Deutscher Meister möchte er werden, irgendwann, im Europapokal spielen. Aurubis war der Grund, warum Staelens in Hamburg einen Vertrag unterschrieben hat. "Der Sponsor bietet Verlässlichkeit und Perspektive. Solche Partner sind im Volleyball gesucht", sagt er. Das Unternehmen unterstützt das Team finanziell bis mindestens ins Jahr 2013. Die Option auf den Teamnamen besteht bis 2020.

Staelens hat den größten Umbruch in der Bundesliga-Geschichte des Vereins eingeleitet. Drei Monate hat er dafür gebraucht, 50 Kandidatinnen beobachtet, sich über sie informiert, unzählige Videos geschaut und Statistiken gewälzt. Sieben von 13 Spielerinnen mussten schließlich gehen, sie waren zu alt, zu schlecht oder nicht gesund genug. Sieben neue sind gekommen. Alle Ausländerinnen, alle Vollprofis. "Wir hätten gern auch deutsche Spielerinnen geholt, aber keine wollte zu uns." Das habe nichts mit Geld zu tun, Deutsche seien wegen wegfallender Gebühren an Verbände und Vermittler oft sogar preiswerter, ergänzt Manager Horst Lüders, 65, "offensichtlich glauben die meisten jedoch, bei anderen Vereinen weit bessere Chancen zu haben, wenn sie in die Nationalmannschaft wollen".

Staelens kann das verstehen. "Wir müssen uns erst wieder den Ruf erarbeiten, dass man es auch bei uns schaffen kann." Unter Staelens' Vorgänger Helmut von Soosten, 46, der ist jetzt sportlicher Leiter, war die Mannschaft in der vergangenen Saison auf Platz sieben abgestürzt - trotz des mit rund 800 000 Euro zweithöchsten Etats der Liga. Die Vergangenheit, sagt der Niederländer, interessiere ihn nicht, "wir haben neue Ziele". Definiert hat er sie bisher nicht, seine Ansprüche für die neue Saison, Beginn: 24. November, sind jedoch hoch. "Wir müssen auf dem Feld jene Qualität zeigen, die uns das Umfeld hier bietet." Oder: "Wir müssen unseren Sponsor mit Leistungen unter Druck setzten, dass er erst gar nicht auf den Gedanken kommt, auszusteigen."

Demut ist ein Begriff, der Staelens gefällt. Nicht fordern, sondern leisten. Er hat bei Aurubis nur einen Einjahresvertrag abgeschlossen, schon Ende des Jahres, meint Lüders, könnte er verlängert werden, "wenn man sich kennengelernt hat". Staelens sagt: "Wenn man mich loswerden will, bin ich das geringste Problem. Wenn etwas nicht zusammenpasst, muss man sich trennen." Davon geht in Fischbek niemand aus. Der richtige Trainer, ist sich Lüders sicher, scheint endlich gefunden.