Klaus-Peter Kohl, Chef des Profiboxstalls Universum, strukturiert sein Unternehmen um - weniger Boxer sollen für mehr Qualität und neue Vermarktungschancen sorgen

Hamburg. Klaus-Peter Kohl, Chef des Hamburger Profiboxstalles Universum, hat sich gestern erstmals offiziell zur Zukunft seines 1984 gegründeten Unternehmens geäußert. "In den letzten Monaten wurde viel über uns spekuliert. Wir werden dem Boxen definitiv erhalten bleiben, uns dem Markt anpassen und mit einem wesentlich kleineren Team unter völlig neuen Strukturen weitermachen", sagte der 66-Jährige. Er selbst werde in enger Zusammenarbeit mit seinem Schwiegersohn Dietmar Poszwa die Geschäftsführung von Stefan Braune übernehmen, der aus dem Unternehmen ausscheidet.

Die Trainer Michael Timm, Magomed Schaburow, Artur Grigorian und Wardan Zakarjan sollen ebenso bleiben wie Physiotherapeut Christoph Busch. Auf welche Boxer Universum setzen und mit welchem TV-Sender man kooperieren werde, ließ Kohl offen. Der seit acht Jahren laufende Vertrag mit dem ZDF, das pro Jahr 20 Millionen Euro zahlte, läuft am Sonnabend mit dem Kampfabend in der O2-World aus.

Sebastian Zbik hat Kohls Worte mit Wohlwollen vernommen, eine Überraschung waren sie für ihn nicht. Der 28 Jahre alte Mittelgewichtler ist am Sonnabend (22 Uhr) der letzte Hauptkämpfer im ZDF, er verteidigt seinen Interims-WM-Titel des Weltverbands WBC gegen den Argentinier Jorge Sebastian Heiland. Er ist in 29 Kämpfen noch unbesiegt und gilt bei Universum seit einigen Monaten als einer der Hoffnungsträger für die Zukunft. Für den Herbst hat man ihm den Kampf gegen WBC-Champion Sergio Martinez (Argentinien) in Aussicht gestellt, mit dem er endlich den von ihm so gehassten Zusatz "Interim" abstreifen könnte. "Insofern war für mich immer klar, dass es irgendwie weitergehen würde", sagt er.

Dennoch verschweigt der Neubrandenburger, der mit Freundin Nadira in Barsbüttel lebt, nicht die anstrengende Fahrt in der Gefühlsachterbahn, die er in den vergangenen Monaten erlebt hat. Ursprünglich sollte er am 17. Juli in Schwerin gegen seinen Stall- und Trainingskollegen Khoren Gevor antreten. Dieser Kampf wurde am 11. Juni von Universum mit der Begründung abgesagt, Zbik habe den Kampfvertrag nicht unterschrieben. "Dabei hatten wir eine feste Vereinbarung für einen Kampf im Juli, auch die Börse war ausverhandelt. Deshalb habe ich diese Absage bis heute nicht verstanden", sagt der Boxer, der zugibt, in dieser Phase unter der Unsicherheit gelitten zu haben. "Ich war extrem enttäuscht, denn ich habe mir sechs Jahre den Hintern aufgerissen und wurde als Absahner hingestellt. Das hat mich fertiggemacht", sagt er.

Allerdings habe er in dieser Phase auch gelernt, sich auf sich selbst zu konzentrieren. "Früher habe ich mir um alles Gedanken gemacht, und das hat mich gehemmt. Ich bin jetzt abgeklärter geworden, konzentriere mich weniger auf das, was andere sagen, sondern nur noch auf mich und meine nächste Aufgabe", sagt er. Das Angebot, in Hamburg als Hauptkämpfer aufzutreten, hat ihn mit Universum versöhnt, Gedanken über eine Alternative habe er sich sowieso nicht gemacht. "Mein Vertrag läuft bis 2012, und ich weiß, dass Universum auf mich baut. Die Absage des Gevor-Kampfes werte ich als Missverständnis", sagt er.

Zbik hat sein Ziel, sich in den USA einen Namen zu machen, nie aus den Augen verloren. In Universums neuem Konzept, das vorsieht, weniger selbst in Deutschland zu veranstalten und dafür ambitionierte Titelträger wie Zbik auf Events in aller Welt antreten zu lassen, öffnet ihm die Tür nach Übersee. Anfragen von Stars wie Julio Cesar Chavez jr. oder Sergio Mora habe es bereits gegeben. Auch das Duell mit Martinez könne in den USA stattfinden, wenn in Deutschland, wo der technisch brillante, aber zu wenig schlagstarke Zbik mit seinem Stil bislang nicht massentauglich ist, kein TV-Sender übertragen will. "Ich bin jetzt im besten Alter und will Kämpfe machen, die mich weiterbringen", sagt Zbik, "es reicht nicht, immer nur die größte deutsche Hoffnung zu sein, wenn man keine überzeugenden Kämpfe macht."