Die deutschen Kugelstoßerinnen verpassten bei der Leichtathletik-EM in Barcelona die erhoffte Medaille

Barcelona. Nadine Kleinert war die Enttäuschung anzusehen. "Es wäre heute so leicht gewesen", meinte die Kugelstoßerin aus Magdeburg mit leicht geröteten Augen. Doch nichts wurde es aus einer insgeheim erhofften Medaille für die 34-Jährige, am Ende blieb am ersten Tag der Leichtathletik-Europameisterschaft in Barcelona mit 18,94 Metern nur der enttäuschende siebte Platz. Es gab einen weißrussischen Doppelsieg durch Nadeschda Ostaptschuk (20,48 Meter) vor Natalja Michnewitsch (19,53 Meter) und der Russin Anna Awdejewa (19,39 Meter). Weitengleich (bessere nächste Weite) mit Kleinert stieß sich Petra Lammert sogar noch auf Rang sechs vor. Denise Hinrichs wurde Achte (18,48 Meter).

Bereits im ersten Versuch hatte Kleinert ihre beste Weite in diesem Wettbewerb geschafft. Doch während die Konkurrenz sich steigerte, schaffte Kleinert das nicht mehr. Dabei hatte sie als Saisonbestleistung immerhin 19,64 Meter stehen. Offensichtlich hat sie ihre Form nicht bis zum Saisonhöhepunkt halten können. "Wenigstens bin ich nicht wieder Sechste geworden", meinte Kleinert. Drei Mal (1999, 2001, 2006) war sie bei europäischen Titelkämpfen auf Rang sechs gelandet. "Man darf den Humor nicht verlieren, sonst mache ich mich fertig."

In der Qualifikation am Vormittag hatte sie mit 18,98 Metern noch ihren bis dahin weitesten Stoß bei einer EM hingelegt. Damit ging sie als Beste vor Petra Lammert ins Finale. Die starken Frauen aus Osteuropa hielten sich da noch zurück. "Dann habe ich wohl die Lockerheit im Stadion verloren", meinte Kleinert. Der Neubrandenburgerin Lammert ("Meine Ellenbogen-Schmerzen haben mich etwas irritiert") blieb zumindest der kleine Triumph, beste Deutsche geworden zu sein.

"Vielleicht wollte ich zu viel. Es war wohl zu leicht, eine Medaille zu gewinnen", meinte Kleinert, die trotz ihrer großen Erfahrung nervös und verkrampft wirkte. Vor dem Wettkampf hatte sie nur einen Wunsch formuliert: "Besser sein als Platz sechs." Doch alles Kämpfen, Schimpfen und Zürnen während des einstündigen Wettbewerbs half am Ende nichts: "Ich kann das jetzt eigentlich nur mit Humor nehmen, sonst würde ich mich fertig machen."

Deutlich blieb die Olympiazweite von Athen 2002 hinter ihrer im vergangenen Jahr erzielten Bestleistung von 20,20 Meter zurück, mit der sie bei der WM in Berlin noch Silber gewonnen hatte. Auch die Saison-Bestmarke von 19,64 Meter, die in Barcelona zu Platz zwei gereicht hätte, waren für die Sportsoldatin an diesem Abend nicht drin: "In jedem Training der vergangenen Woche habe ich weiter als die Drittplatzierte gestoßen. Ich weiß nicht, was heute los war."

Von Jan Fitschen hatte niemand eine Medaille erwartet, auch wenn er über 10 000 Meter als Titelverteidiger antrat. Nach langer Verletzungspause fehlte ihm einfach das Training, er wurde beim Sieg des in Somalia geborenen Briten Mo Farah Zwölfter. Bester Deutscher in einem taktischen Rennen bei rund 25 Grad Celsius war Christian Glatting als Neunter.

Die ersten Medaillen waren schon am Morgen über 20 Kilometer Gehen vergeben worden, das der 19 Jahre alte Russe Stanislaw Emeljanow gewann und damit seinen ersten großen Titel holte. "Das kam unerwartet, umso glücklicher bin ich", meinte Emeljanow. . Der 31-jährige Berliner Maik Berger (SSC) kam auf den 16. Platz und freute sich: "Für mein fortgeschrittenes Alter und meine erste große Meisterschaft war das ein schönes Ergebnis." Im 800-Meter-Vorlauf schied die Potsdamerin Claudia Hoffmann aus. In der Speerwurf-Qualifikation zeigte Christina Obergföll hingegen nach einigen schwachen Wochen mit 65,05 Metern als Zweitbeste eine starke Vorstellung.