Der Armenier Khoren Gevor will am Sonnabend in Hamburg im dritten Anlauf Boxweltmeister werden

Hamburg. Für einen, der wieder einmal vor einem Kampf um alles oder nichts steht, macht Khoren Gevor einen fast schon erschreckend entspannten Eindruck. "Ich habe mir mittlerweile eine Haltung angewöhnt, in der mir alles, was von außen gesagt wird, egal ist. Ich weiß, dass es immer irgendwie weitergeht", sagt der 30 Jahre alte Boxprofi aus Armenien, der am Sonnabend in der O2-World gegen Dimitri Sartison, 30, in den Ring steigt. Der ist WBA-Weltmeister im Supermittelgewicht und war lange Zeit Trainingskollege von Gevor.

Beide gehören dem Hamburger Universum-Stall an, wobei dies bei Gevor nach den Geschehnissen der vergangenen Monate eine Überraschung ist. Im Juli 2009 hatte der ehemalige Europameister im Mittelgewicht seine zweite WM-Chance vergeben, weil er dem damaligen Universum-Zugpferd Felix Sturm nach Punkten unterlag. Die Wertung dieses Duells zweifelte Gevor an, er tut dies bis heute, und als Konsequenz kündigte er seinen Vertrag mit Universum, weil er sich hinter Sturm und der weiteren Mittelgewichts-Hoffnung Sebastian Zbik als dritter Reifen am Fahrrad fühlte.

Erst ein Gespräch mit Universum-Chef Klaus-Peter Kohl im Frühjahr brachte die Wende. Kohl offerierte Gevor eine dritte WM-Chance, und der schlug ein, immer in dem Wissen, dass eine erneute Niederlage das nächste Ende der Zusammenarbeit bedeutet. "Ich biete in meinen Kämpfen immer Action, deshalb wollen mich die Promoter haben und die Leute sehen", glaubt er an eine positive Zukunft.

Gevor hat sein Leben radikal umgekrempelt, er ist von Hamburg nach Kleve gezogen, wo seine Frau eine Sushi-Bar betreibt. Er trainiert in Amsterdam bei Orlando Gemerts, findet Ausgleich im Yoga und muss durch den Aufstieg ins Supermittelgewicht keine Muskelmasse mehr abbauen, um das Gewichtslimit zu erreichen. "Ich fühle mich bereit für die Schlacht", sagt er, und jetzt klingt er nicht mehr entspannt, sondern so wie der alte Khoren Gevor. Dimitri Sartison sollte gewarnt sein.