Eine Glosse von Björn Jensen

Wenn Sie Ihren Urlaub einmal in Südeuropa verbracht haben und das Vergnügen hatten, dort den öffentlichen Nahverkehr zu nutzen, dann wissen Sie: Wenn auf einem Busfahrplan eine Abfahrtszeit steht, heißt das noch lange nicht, dass zu der Zeit auch ein Bus fährt. Er kann auch eine Stunde später fahren oder gar nicht.

Ähnliche Erfahrungen werden Eishockeyfans in Deutschland in den kommenden Wochen machen. Gestern veröffentlichte die Deutsche Eishockey-Liga (DEL) den Spielplan für die Saison 2010/11, die am 3. September beginnen soll. Das Problem ist, dass manche der geplanten Partien niemals stattfinden werden. Derzeit weiß niemand, welche Vereine überhaupt mitspielen dürfen. Meister Hannover Scorpions - finanzielle Probleme. Die Kassel Huskies - insolvent und dennoch teilnahmewillig, die Klage gegen den Ausschluss läuft. Auch in Krefeld, Köln und Nürnberg gab es in den vergangenen Monaten Geldsorgen.

Wie viel Sinn es macht, einen Spielplan zu veröffentlichen, der vielleicht heute schon wieder hinfällig ist, wenn in Hannover über den Ligaverbleib entschieden wird, darf sich jeder selbst beantworten. Am besten wäre es doch, die DEL würde die klammen Klubs allesamt zwangsabschieben. Dann könnte man den lästigen Hauptrundenspielplan gleich entsorgen und per Setzliste direkt mit den Pre-Play-offs der besten zehn Teams beginnen. Für die Freezers entfiele das alljährliche Zittern um die Play-off-Teilnahme, und die DEL würde sich weitere Peinlichkeiten ersparen. Aber wahrscheinlich fahren eher alle Busse in Südeuropa pünktlich, bevor Ruhe in die DEL kommt.