Favoriten der Tour de France schonen sich vor dem entscheidenden Zeitfahren am Sonnabend

Salies-de-Bearn. Mark Cavendish ist auch ohne seinen wichtigsten Helfer eine Klasse für sich. Der Superstar von der Isle of Man gewann die 18. Etappe der Tour de France und feierte damit bereits seinen vierten Tagessieg. Nach 198 Kilometer von Salies-de-Bearn nach Bordeaux verwies Cavendish Julian Dean und Alessandro Petacchi im "Sprint Royale" auf die Plätze. Alberto Contador behielt sein Gelbes Trikot. "Ich bin sehr glücklich. Es ist unglaublich, was mein Team wieder geleistet hat. Ohne Mark war es ganz und gar nicht einfach", sagte Cavendish. "Aber nach der perfekten Vorarbeit musste ich einfach gewinnen."

Der Columbia-Sprinter musste erstmals bei einer Massenankunft auf seinen Weltklasse-Anfahrer Mark Renshaw verzichten. Der Australier war nach der elften Etappe in Bourg-les-Valence nach seiner Kopfstoß-Attacke gegen Dean disqualifiziert worden.

Im Finale war es somit vor allem am Lampre-Team von Alessandro Petacchi, einen Sprinterzug aufzubauen. Cavendish wurde vom Österreicher Bernhard Eisel auf die letzten Meter geführt und stellte auch ohne Renshaw seine Extraklasse unter Beweis. Knapp 200 Meter vor dem Zielstrich fuhr er aus dem Windschatten Petacchis und ließ dem Altmeister keine Chance.

Cavendish feierte seinen insgesamt 14. Etappensieg bei der Tour und steht damit kurz davor, der beste Sprinter der Frankreich-Rundfahrt aller Zeiten zu werden. Bisher liegt der Belgier Freddy Maertens mit 15 Erfolgen an der Spitze.

Im Kampf um das Grüne Trikot wird Cavendish auch noch ein Wort mitreden können. Der Brite liegt als Dritter der Sonderwertung nur noch 16 Punkte hinter Spitzenreiter Petacchi.

An der Spitze der Gesamtwertung gab es wie erwartet keine Veränderungen. Alberto Contador, dessen größter Aufreger ein Defekt nach einer Rennstunde war, verteidigte sein Gelbes Trikot erfolgreich und liegt acht Sekunden vor dem Luxemburger Andy Schleck.

Erneut verpasste es die deutsche Milram-Equipe auf der drittletzten Etappe ihrer Geschichte, einen Fahrer in der Spitzengruppe zu platzieren. Damit setzte sich das Trauerspiel, das Linus Gerdemann und Co. bei der Rundfahrt bisher abgaben, nahtlos fort. In der Gesamtwertung ist kein Milram-Fahrer unter den besten 70 Profis.

Das einzige lange Einzelzeitfahren an diesem Sonnabend bringt die endgültige Entscheidung über den Sieger der 97. Tour de France. Die 52 Kilometer von Bordeaux nach Pauillac sind komplett flach, eventuell könnte der Wind entlang der Gironde eine wichtige Rolle spielen. Der deutsche Zeitfahr-Meister Tony Martin will die Etappe gewinnen, sein ärgster Widersacher dürfte Weltmeister und Olympiasieger Fabian Cancellara sein.