Profi-Boxer Juan Carlos Gomez droht seinem Ex-Promoter mit Schlägen, da dieser ihm angeblich rund 1,5 Millionen Euro schulde.

Hamburg. „It’s showtime!“, das ist seit vielen Jahren der Leitspruch, mit dem Schwergewichts-Boxprofi Juan Carlos Gomez seine Kämpfe anpreist. Langweilig, das muss man dem Kubaner, der in der kommenden Woche 37 Jahre alt wird, lassen, ist es mit ihm nie gewesen. Für seinen neuesten Paukenschlag sorgte er am Dienstagnachmittag, als er zum Training im Gym des Universum-Stalls an der Walddörferstraße auftauchte. Schläge gab es allerdings nur verbal, und zwar für seinen ehemaligen Promoter Ahmet Öner, gegen den Gomez schwere Anschuldigungen erhob.

„Ahmet schuldet mir 1,5 Millionen Euro. Er hat mir für meine letzten Kämpfe keine Börse bezahlt. Mein Vertrag mit ihm ist Ende 2009 ausgelaufen. Vor meinem letzten Kampf im Juni in Hattersheim sollte ich für 5000 Euro einen neuen Dreijahresvertrag unterschreiben. Sechs Leute wollten mich in meinem Hotelzimmer dazu zwingen. Ich habe nein gesagt. Wenn ich Öner noch einmal sehe, kriegt er auf die Fresse“, sagt Gomez. Über seinen Berater Waldemar Kluch habe er Kontakt zu Universum-Chef Klaus-Peter Kohl aufgenommen, um eine mögliche Rückkehr anzubahnen. „Kohl hat mich immer fair behandelt. Vor allem habe ich pünktlich meine Börse bekommen. Das weiß ich leider erst jetzt zu schätzen.“

Tatsächlich zeigte sich Kohl verhandlungsbereit. Gomez wird nun am 31. Juli in der O2-World einen Aufbaukampf bestreiten. „Juans Berater haben mir gesagt, dass er vertragsfrei ist. Er macht erstmal einen Kampf, soll sich präsentieren. Anschließend werden wir sehen, ob wir gemeinsam weiterarbeiten“, sagte der 66-Jährige, der derzeit in Griechenland urlaubt, dem Abendblatt. Auch wenn Kohl es öffentlich nicht zugibt, ist der Hintergedanke der Kooperation offensichtlich. Nachdem es zuletzt desöfteren Gerüchte darüber gab, dass Öner seine Sportler nicht bezahlen würde, gibt es nun mit Gomez einen Kronzeugen, der die Vorwürfe offen ausspricht. Für Universum ist dies eine Gelegenheit, sich für die diversen Störfeuer, die Öner in den vergangenen Monaten legte, zu revanchieren.

Allerdings taugt Gomez nur sehr bedingt zum Kronzeugen, ein Muster an Ehrlichkeit ist der frühere Weltmeister im Cruisergewicht (1998 bis 2002) wahrlich nicht. Immerhin kehrt der „Schwarze Panther“ bereits zum dritten Mal zu Universum zurück. Zweimal, 2001 und 2003, war er wegen Steuerschulden in die USA geflohen, im Herbst 2005 wurde er nach einem Kampf gegen Oliver McCall (USA) positiv auf Kokain getestet und endgültig entlassen. Ende 2006 heuerte er bei Arena an. Als er im September 2008 zu einem Ausscheidungskampf gegen Universums Ukrainer Wladimir Virchis antrat, verweigerte Kohl mit Verweis auf Gomez’ Kokainvergehen eine Liveübertragung im ZDF.

Zuletzt machte Gomez, der mittlerweile in Orlando lebt, jedoch den Eindruck, sein wildes Leben ein wenig geordnet zu haben. Kohl ist deshalb auch bereit, ihm eine neue letzte Chance zu geben. „Spätestens, seit er im März 2009 gegen Vitali Klitschko bei RTL live zu sehen war, ist er für mich rehabilitiert. Juan ist ja nicht lebenslang gesperrt. Und wenn er ordentlich trainiert, ist er immer für eine Überraschung gut.“

Geht es nach Ahmet Öner, wird Gomez in Hamburg für eine solche nicht sorgen können. „Juan lügt unverschämt. Er hat sein Geld bekommen, dafür gibt es Belege. Und er hat einen gültigen Promotervertrag mit Arena. Niemand hat ihn je gezwungen, etwas zu unterschreiben“, sagt der Arena-Chef, der seinen Wohnsitz in die Türkei verlegt hat, weil er in Deutschland juristische Repressalien fürchtet, nachdem er im Februar wegen diverser Delikte zu einer Bewährungsstrafe von 22 Monaten verurteilt worden war. Von Istanbul aus managt er seine Sportler und arbeitet auch als Berater von WBA-Mittelgewichts-Weltmeister Felix Sturm. Für den Leverkusener, der am 4. September in Köln nach der Trennung von Universum seinen ersten Kampf in Eigenregie gegen den Mexikaner Marco Antonio Rubio bestreitet, organisiert Öner auf Wunsch von Sturms TV-Partner Sat.1 das Rahmenprogramm.

Öner kündigte an, juristisch gegen Gomez vorzugehen und dessen Auftritt in der O2-World per Unterlassungserklärung zu untersagen. Das Problem sei gewesen, dass er Gomez für dessen Aufbaukämpfe nicht mehr als 10 000 Euro geboten habe. „Das hat ihm wohl nicht gepasst, aber mehr ist er nicht wert“, sagt Öner. Er habe sich mittlerweile daran gewöhnt, dass es im Boxgeschäft keine Dankbarkeit gebe. „Das beklagt Herr Kohl doch seit Jahren, und jetzt weiß ich, dass er Recht hat.“

Dass Universum Gomez eine neue Bewährungschance gibt, darf indes durchaus als weiteres Zeichen dafür gewertet werden, dass das 1984 gegründete Traditionsunternehmen auch nach dem Auslaufen des TV-Vertrags mit dem ZDF zum Ende des Monats weiter im Boxgeschäft aktiv bleibt. Den Angestellten im administrativen Bereich war Ende April fristgerecht zum 31. Juli gekündigt worden, in persönlichen Gesprächen mit der Geschäftsleitung wurde einigen von ihnen jedoch Anfang dieser Woche eine Weiterbeschäftigung angeboten. Und mit Alexander Dimitrenko könnte Universum bald auch einen weiteren Titelträger in seinen Reihen haben. Der ukrainische Schwergewichtler trifft in der O2-World im Kampf um die EM-Krone auf seinen Landsmann Jaroslaw Zavorotny. Ursprünglich sollte der 28-Jährige am Vorabend in Russland gegen Denis Bakhtov antreten. Der sagte jedoch per Fax am Dienstagabend ab – angeblich wegen einer Verletzung. Tatsächlich soll Bakhtovs Promoter German Titov Probleme gehabt haben, sein Börsenangebot von 260 000 Euro zu refinanzieren. Nicht in Hamburg boxen wird WBO-Halbschwergewichts-Weltmeister Jürgen Brähmer. Der Schweriner hatte seine für vergangenen Sonnabend geplante Titelverteidigung gegen den Spanier Alejandro Lakatos wegen einer Rückenblessur absagen müssen. Zwar ist er mittlerweile wieder im Training, will aber kein unnötiges Risiko eingehen.