Ein Kommentar von Rainer Grünberg

Wer mit dem Slogan "Erleben Sie die Frische, Natürlichkeit und den puren Genuss der Vielzahl unserer Produkte" wirbt, sollte sein Geld nicht in den Profiradsport stecken. Insofern ist der Schritt der Nordmilch AG, zum Jahresende beim Team Milram aus dem Sattel zu steigen, konsequent. Der Werbeeffekt, so es denn je einen gab, war ohnehin versandet. Wer interessiert sich schon für Mittelmaß?

Die Milch allein macht's eben nicht bei der Tour de France oder anderswo, wo Berge im Rekordtempo zu erklimmen und Zeitfahren mit maximaler Übersetzung zu absolvieren sind. Wer jedoch den Anti-Doping-Kampf ernst nimmt, wie Milram es tat, schafft es nun einmal nicht in die Windschatten der Contadors, Armstrongs oder Schlecks. Dass diese Erkenntnis längst Rost angesetzt hat, ist dabei besonders erschreckend. Der Profiradsport hat aus den Imagekatastrophen der vergangenen fünf Jahre nur widerwillig Lehren gezogen, die Haltung des Weltverbandes UCI und seines irischen Präsidenten Pat McQuaid zum Thema Doping wirkt weiter wenig vertrauensbildend.

Der Ausstieg der Nordmilch AG wird das System nicht erschüttern. Dafür ist das Team Milram zu unbedeutend und der deutsche Markt wirtschaftlich nicht mehr interessant genug. Es wird im Radsport weiter betrogen, weil alle, oder zumindest die meisten, es tun. Da kommt kein Schuldbewusstsein auf. "Ich habe niemanden betrogen", hat Jan Ullrich einmal auf die Frage geantwortet, ob er gedopt habe. Er hatte wohl recht.