In Peking stritten sich Simon Whitfield und Jan Frodeno um Olympiagold, nun trainieren sie gemeinsam für die Hamburger WM-Etappe

Hamburg. Simon Whitfield schaute sich um. Einmal, zweimal - doch da war Jan Frodeno schon fast vorbeigeeilt. Während den Kanadier auf der Zielgeraden die Kräfte verließen, lief der Deutsche bei den Olympischen Spielen von Peking 2008 dem Sieg entgegen und durfte sich wenig später die Goldmedaille um den Hals hängen lassen. Whitfield dagegen hatte die Chance auf seinen zweiten Olympiasieg im Triathlon nach Sydney 2000 verpasst, musste sich mit der Silbermedaille anfreunden. "Das war ein echt hartes Rennen", erinnert sich der heute 35-Jährige, "am Ende war ich natürlich erst mal enttäuscht. Als ich dann jedoch sah, wie Jan sich freute, habe ich mich selbst vor acht Jahren in ihm gesehen."

Whitfield gönnte dem fast sieben Jahre jüngeren Saarbrücker den Sieg, schließlich hatten sich die Rivalen schon bei der WM 2007 in Hamburg anfreundet. Dass sich die beiden allerdings einmal als länderübergreifende Trainingsgruppe zusammenschließen würden, war damals noch nicht abzusehen. Seit kurzem bereiten sich die beiden Ausnahmesportler gemeinsam auf die WM-Etappe in Hamburg vor (Start: Sonnabend, 13.36 Uhr am Jungfernstieg). Frodeno räumte gar sein Schlafzimmer und zog in den Fitnessraum in seiner Wohnung, um Whitfield Unterschlupf zu gewähren. "Es gibt Leute, die unsere Zusammenarbeit kritisch sehen", sagt Frodeno, "es ist nicht so gern gesehen, wenn die Systeme vermischt werden. In einem Olympiajahr würde das vom Verband nicht toleriert."

Weil London 2012 noch weit weg ist, konnten sich Whitfield und Frodeno in den vergangenen Tagen gemeinsam betätigen. "Freude durch Abwechslung" sei dabei der größte Trainingseffekt, meint Frodeno. Dass die Sportler nicht nur bei den Einheiten Spaß haben, zeigt eine inoffizielle Weltmeisterschaft, die sie für die gemeinsame Trainingsphase ausgerufen haben, eine WM für Kaffeekünstler. Wer macht den besten Schaum, welche Kreation schmeckt am besten? Das sind die Kategorien, in denen sich die Hobby-Baristas messen. Passenderweise sind die schnellen Jungs Espresso-Liebhaber. "Ein perfekter Gast wünscht sich bei mir aber einen Cappuccino. Da kann ich mein Können am besten beweisen", sagt Frodeno, der sogar eine eigene Biokaffee-Linie im Angebot hat und nach seiner Karriere gerne ein Café eröffnen würde.

Whitfield schätzt die kommunikative Atmosphäre beim Kaffeetrinken. "Ich hole mir nur ganz selten mal einen Kaffee to go", sagt der Vater zweier Töchter, der bei der Barista-WM weitgehend chancenlos blieb. Vielleicht lag es an Frodenos Heimvorteil. Sportlich möchte er den endlich auch in Hamburg einmal nutzen, denn noch wartet der 28-Jährige auf einen großen Sieg außerhalb Asiens. Der gebürtige Kölner belegt nach drei von sieben WM-Etappen bislang den vierten Rang, Whitfield steht auf Platz 17 der Gesamtwertung. Allein seinen kanadischen Freund in Schach zu halten, dürfte für Frodeno in Hamburg aber alles andere als ein Kaffeekränzchen werden.