US-Star erlebt schwarzen Tag bei der Tour de France und gerät auch abseits der Strecke in Bedrängnis

Morzine-Avoriaz. Sein gequältes Lächeln und das zerfetzte Trikot standen sinnbildlich für Lance Armstrongs Kapitulation. "Die Tour ist aus", sagte der Rekordchampion nach der bittersten Niederlage seiner Karriere mit leiser Stimme. Ganze 11:45 Minuten hinter Tagessieger Andy Schleck - eine halbe Ewigkeit im Radsport - war Armstrong zuvor auf der achten Etappe der Tour de France an der Skistation Morzine-Avoriaz geschlagen und gedemütigt über den Zielstrich getrudelt. "Das war ein schwarzer Tag. Es hat sehr wehgetan", erklärte der Texaner.

Auf der ersten Hochgebirgsetappe hatte der einstige Patron in 1796 Meter Höhe seine Grenzen aufgezeigt bekommen. "Ich konnte am vorletzten Berg nicht mithalten", sagte Armstrong. Natürlich war der 38-Jährige im Ziel der gefragteste Fahrer. Hunderte Fans und Journalisten umzingelten den tief frustrierten Armstrong - sie alle wollten eine Erklärung für das schier Unfassbare. Doch der RadioShack-Kapitän suchte selbst nach Antworten.

In der Gesamtwertung liegt Armstrong nun 13:26 Minuten hinter dem neuen Spitzenreiter Cadel Evans (Australien) auf Platz 39. Zweiter ist Andy Schleck (Luxemburg), der vor Samuel Sanchez sowie dem Vorjahressieger und aktuell Gesamtdritten Alberto Contador (beide Spanien) die Etappe gewann. Neben dem sportlichen Desaster rollen auf Armstrong derzeit noch viel unangenehmere Probleme wie eine Lawine zu. UCI-Präsident Pat McQuaid räumte ein, dass der Star dem Weltverband bereits Mai 2002 25 000 Dollar spendete. Erst im Mai war bekannt geworden, dass Armstrong der UCI im Jahr 2005 mit 100 000 Dollar bedacht hatte. Die Frage bleibt, wofür.

Vor zwei Monaten hatte Armstrongs früherer Teamkollege Floyd Landis in seinem Doping-Geständnis behauptet, Armstrong habe ihm erzählt, er sei bei der Tour de Suisse 2002 "positiv auf Epo" getestet worden und habe dann ein "finanzielles Abkommen" mit dem damaligen UCI-Chef Hein Verbruggen getroffen, um den Test verschwinden zu lassen. Landis' Geständnis löste Ermittlungen von US-Behörden gegen Armstrong aus, die offenbar weit fortgeschritten sind.

Zumindest sportlich erhält der Beschuldigte am heutigen Montag eine Verschnaufpause. Nach zwei Kletterpartien in den Alpen steht der erste von zwei Ruhetagen an.