UHC-Stürmerin Eileen Hoffmann darf bei der Champions Trophy der Hockeydamen eine wichtige Rolle spielen

Hamburg. Ihren Sommerurlaub kann Eileen Hoffmann auch in diesem Jahr wieder vergessen. Während Millionen Deutsche im Juli und August am Strand liegen, wird sich die 26-Jährige mit den weltbesten Hockeyspielerinnen messen. Hoffmann hat sich längst abgewöhnt, über mangelnde Freizeit zu klagen. Sie hat immerhin 105 Länderspiele absolviert, und dass sie die Chance hat, auf der ganzen Welt ihrem Hobby nachzugehen, empfindet die Angreiferin des Uhlenhorster HC als Privileg.

Trotzdem ist der Sommer 2010 auch für die BWL-Studentin, die seit vergangenem Oktober im Audi-Zentrum an der Kollaustraße arbeitet und dort im Herbst ein Trainee-Programm beginnt, eine extrem heiße Jahreszeit, was nur am Rande mit den Temperaturen zu tun hat. Vielmehr stehen mit der Champions Trophy, die an diesem Sonnabend im englischen Nottingham beginnt, und der WM in Argentinien (29. August bis 11. September) zwei Saisonhöhepunkte in kurzer Folge im Kalender. "Das ist eine große Herausforderung für uns alle", sagt die gebürtige Berlinerin, die über die Stationen Rot-Weiß Köln und Polo Barcelona im vergangenen Sommer zum UHC wechselte.

Dass auf ihren Schultern bei den anstehenden Großereignissen ein Mehr an Verantwortung lastet, hat die technisch und athletisch stark ausgebildete Angreiferin gern akzeptiert. Mit der schwangeren Anke Kühn und der an einer verschleppten Entzündung laborierenden Fanny Rinne fallen zwei Routiniers aus. "Ich gehöre zu den erfahreneren Spielerinnen, deshalb bin ich bereit, eine wichtige Rolle zu übernehmen", sagt Hoffmann, die jedoch eher durch Leistung als durch Worte führen möchte. "Ich bin nicht so der Platzhirsch, der die großen Ansagen macht", gibt sie zu. Ihr Spiel ist das spontane, intuitive Angreifen, sie macht "gern mal etwas Verrücktes", so wie es Stürmer bisweilen tun müssen. Die Erfahrungen aus der vergangenen Bundesligasaison, als sie beim UHC desöfteren im Mittelfeld aushelfen musste, haben sie zwar weitergebracht, aber auch in ihrem Bewusstsein bestärkt, sich im Sturm am wohlsten zu fühlen.

Überhaupt spielt der Wohlfühlfaktor in Eileen Hoffmanns Leben die Hauptrolle. Sie genießt es, dass in Deutschland, anders als bei den meisten großen Hockeynationen, die Nationalspieler nicht zentral zusammengezogen werden und täglich miteinander trainieren. "Es ist wichtig, dass man auch mal was anderes sieht als nur seine Teamkollegen. Dass wir trotzdem in der Weltspitze mithalten, sagt doch einiges", glaubt sie. Sie freut sich auch darüber, dass sie mit ihrer früheren Kölner und jetzigen UHC-Klubkollegin Yvonne Frank, die erst kürzlich aus dem Nationalkader gestrichen wurde, an der Hoheluftchaussee eine Wohnung teilen kann. Und sie liebt es, im Sommer durch Hamburg zu ziehen und die Stadt zu genießen, die "schon seit langem" ihre Lieblingsstadt ist. Ihre Eltern und der jüngere Bruder leben noch in Berlin, doch die passionierte Golferin hat sich in Hamburg mittlerweile auch außerhalb des Sports einen großen Freundeskreis aufgebaut.

Die Unterstützung ihrer Audi-Kollegen, die mittlerweile sogar zu ihren Spielen kommen, ist ein weiteres Steinchen im Glücks-Mosaik der Eileen Hoffmann, der eigentlich nur noch ein Partner fehlt, der das Leben abrundet. "Aber finde mal einen, der so ein Leben mitmacht, wie ich es derzeit führe", sagt sie und lacht, während sie mit beiden Händen das "Oldtimer-Magazin" zerpflückt, das vor ihr auf dem Tisch liegt. Sie brauche es, immer unter Strom zu stehen, "ich bin der Typ 'Hummeln im Hintern', das macht nicht jeder mit".

Bundestrainer Michael Behrmann schon, aber der will von ihr ja auch nichts anderes als gute Leistungen auf dem Spielfeld. Bei der Champions Trophy warten mit China (10. Juli), Argentinien (11.), England (13.), Neuseeland (15.) und den Niederlanden (17.) fünf Prüfsteine auf die Auswahl des Deutschen Hockey-Bundes, gegen die diese sich für die WM einspielen soll. "Die WM ist ganz eindeutig der Jahreshöhepunkt. Natürlich wollen wir auch bei der CT aufs Podium, aber wichtiger ist, dass wir uns als Mannschaft finden und lernen, die Ausfälle von Fanny und Anke zu kompensieren", sagt Hoffmann. Das wird hart, aber Sommerurlaub kann sie auch in zehn Jahren noch machen.