Sebastian Bayer springt nach langer Verletzungspause wieder

Hamburg. Gern wäre Uwe Florczak an diesem Sonnabend mit Sebastian Bayer nach Rheinau-Freistett gereist. Dort finden am Sonntag die Hanauerlandspiele statt, und dieses kleine Leichtathletik-Sportfest, findet der Weitsprung-Bundestrainer Florczak, wäre für seinen Schützling gut geeignet gewesen, um sich nach mehr als zehn Monaten Wettkampfpause wieder vorsichtig an die Öffentlichkeit zu wagen.

Stattdessen ist Bayer auf Betreiben seines Ausrüsters am Freitag nach Eugene (USA) aufgebrochen, wo sich beim Diamond-League-Meeting am Sonnabend die Weltelite misst. Florczak weiß, dass Bayer dort keine großen Sprünge machen kann: Statt 20 wird der Halleneuropameister vom HSV nur 14 Schritte Anlauf nehmen, was gut einen Meter Weite kosten wird. "Das wird ein bisschen unglücklich aussehen", ahnt Florczak, "aber wir wollen nicht riskieren, dass alles kaputtgeht."

Seinen letzten gewagten Versuch hat Bayer lange genug bereuen müssen. Bei der WM 2009 in Berlin lief er gegen starke Fußschmerzen an und verpasste das Finale. Danach musste der 24-Jährige operiert werden. Erst am Freitag vergangener Woche hat er erstmals wieder Weitsprung trainiert, ganz vorsichtig, erst mit zehn, dann mit zwölf Schritten Anlauf. Danach konnte er aufatmen: "Es ging ohne Probleme." Sollte Bayer auch in Eugene schmerzfrei bleiben, will er am 17. Juli in Braunschweig bei den deutschen Meisterschaften volles Risiko gehen.

Im Vorjahr hat es ihn bei dem Anlass auf 8,49 Meter getragen, nur fünf Zentimeter fehlten zum deutschen Rekord. Diesmal würde selbst diese Weite formell nicht genügen, um die nationalen Anforderungen für Europameisterschaften Ende des Monats in Barcelona zu erfüllen. Gefordert sind zweimal acht Meter, was Florczak für "wenig sinnvoll" erachtet. Bayers Glück könnte sein, dass bislang nur Christian Reif die Norm erfüllt hat. Nach drei Sprüngen jenseits 8,20 Meter ist der Ludwigshafener bei der EM allemal zu den Medaillenkandidaten zu zählen. Sollten nicht zwei weitere Athleten nachziehen, wird es bei der Nominierung am Ende auch auf Florczaks Empfehlung ankommen, der ein großer Fürsprecher Bayers ist: "Ich würde ihn immer vorschlagen, weil ich seine Qualitäten kenne."

Das Votum der Disziplintrainer sei erfahrungsgemäß in 95 Prozent der Fälle bindend. Eine Lex Bayer aber wird es wohl nicht geben, auch wenn es in Europa keinen gibt, der annähernd an seinen 8,71-Meter-Rekordsprung von der Hallen-EM 2009 heranreicht.

Auch für den Sonnabend hat sich Sebastian Bayer erneut Bestleistung vorgenommen - sie steht aus verkürztem Anlauf bei 7,30 Meter. Vor allem aber will er schmerzfrei durch den Wettkampf kommen. Dann könnte er sich schon als Gewinner fühlen.