Hamburg. Wenn es noch eines weiteren Beweises bedurft hätte, warum Eishockey in Deutschland über den Status der Randsportart nicht hinauskommt, genügt dieser Tage ein Blick auf das Geschehen in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL). Die Euphorie der Weltmeisterschaft im eigenen Land im Mai ist längst Horrormeldungen über insolvente Vereine und juristische Auseinandersetzungen gewichen.

Jüngster Tiefpunkt: Die Traditionsvereine Kassel Huskies und Frankfurt Lions werden in der Anfang September beginnenden Spielzeit 2010/11 nicht antreten können. Aufgrund wirtschaftlicher Dissonanzen wurde beiden Klubs die Lizenz entzogen. Offiziell wird dies heute nach der Gesellschafterversammlung in Köln bekannt gegeben. Ob die beiden hessischen Vereine die einzigen "Aussteiger" bleiben, ist indes fraglich. Viele Klubs wie die Kölner Haie oder die Krefeld Pinguine klagten in den vergangenen Monaten über Geldprobleme. "Wir werden uns erst nach der Versammlung zu allen Themen rund um die Lizenzierung äußern. Wir können nicht verhindern, dass die Vereine mit solchen Meldungen an die Öffentlichkeit treten. Von der Liga wird es dazu keinen Kommentar geben", sagte DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke gestern dem Abendblatt.

Der Ausschluss der beiden Klubs sorgt auch bei den Hamburg Freezers für Diskussionen. Während die Kassel Huskies seit Wochen juristisch gegen den Lizenzentzug ankämpfen, überrascht der Fall Frankfurt. Zuletzt schien der Klub aus der Mainmetropole gerettet zu sein - ein Trugschluss. "Es wäre schade, wenn beide Teams aus der DEL fliegen würden. Kassel und Frankfurt sind Eishockeystädte, aber wenn man seine Hausaufgaben nicht macht, muss die Liga zeigen, dass sie eine Linie hat. Sollten beide Vereine nicht starten dürfen, kommen interessante Spieler auf den Markt", sagt Freezers-Trainer Stephane Richer, der sowohl für die Lions als auch für die Huskies gearbeitet hat.

Gemeint ist vor allem Frankfurts Sturmtalent Thomas Oppenheimer. Nach Abendblatt-Informationen wollen die Freezers den 21-Jährigen nach Hamburg holen. Eine erste Kontaktaufnahme ist bereits erfolgt. Ein offizielles Angebot soll in den kommenden Tagen verschickt werden. Oppenheimer ist damit der Ersatz für Kassels Stürmer Manuel Klinge, der wider Erwarten nicht zu den Freezers, sondern wohl nach Mannheim wechseln wird.