Die zum ersten Mal ausgetragene Jahrgangs-WM findet in der Sporthalle Hamburg statt. Die Deutschen haben zuletzt aufhorchen lassen.

Hamburg. Es braucht gewöhnlich viel, bis Frank Menz von einer „Sensation“ spricht. Die Leistung seiner U-17-Mannschaft beim Albert-Schweitzer-Turnier in Mannheim im April dieses Jahres entlockte dem 46-Jährigen, der die U-17 seit Dezember 2008 trainiert, aber genau dieses Wort. Er benutzte es, weil alle Gegner der Deutschen ein Jahr älter waren. Das Turnier findet alle zwei Jahre statt und gilt als inoffizielle U-18-WM. Und Menz sprach auch deshalb von einer Sensation, weil seine Mannschaft im Spiel um Platz drei die Basketball-Großmacht USA mit 79:68 geschlagen hat.

Die U-17 hat die Chance von Freitag, dem 2. Juli, bis Sonntag, dem 11. Juli, im eigenen Land weitere sportliche Glanzlichter zu setzen. Die zum ersten Mal ausgetragene Jahrgangs-WM findet nämlich in der Sporthalle Hamburg statt. Die Generalprobe vor zehn Tagen, den ING-DiBa Junior Cup, gewannen die Deutschen mit 74:53 gegen Serbien im Finale.

Bei der U-17-WM trifft die deutsche Mannschaft in ihrer Gruppe auf Kanada (2. Juli), Spanien (3. Juli), Polen (5. Juli), Australien (6. Juli) und Südkorea (7. Juli; Tip-off für alle Spiele um 19.00 Uhr). „Um das Viertelfinale zu erreichen, braucht es Sonderleistungen. Wir sind trotz des guten Resultats am Albert-Schweitzer-Turnier nur Außenseiter“, lautet Menz' Einschätzung der Gruppe. Spanien hat die U-16-EM im letzten Sommer in Litauen gewonnen, Polen wurde Vierter. Die heutige U17 erreichte bei dieser U-16-EM den elften Platz. Gegen Spanien verlor das Team im Gruppenspiel mit 40:79. In einem Freundschaftsspiel gegen Polens U17 unterlagen die Deutschen mit 27 Punkten Unterschied. Gegen Australiens U18 erlitt Menz'U17 beim Albert-Schweitzer-Turnier im Halbfinale eine 53:75-Niederlage. Kanada wurde bei der U-19-WM im letzten Jahr Siebter. Dies zeige, dass die Gruppengegner bei der Heim-WM stark einzustufen seien und zur Weltspitze immer noch eine beträchtliche Lücke bestehe, trotz des guten Abschneidens am Albert-Schweitzer-Turnier, sagt Menz, der 1999 die Herrenmannschaft von Weißenfels in die Bundesliga geführt hat und viel Erfahrung in der Arbeit mit Nachwuchsspielern besitzt.

„Die wichtigsten Defizite gegenüber den Topnationen bestehen bei der Technik und der Individualtaktik“, erläutert Menz. Athletisch hätten die deutschen Spieler aufgeholt, weil die meisten seit der U-16-EM im letzten Sommer Sportschulen besuchten und dort bis zu vier Athletiktrainings pro Woche absolvierten. Seit 2006 gibt es die Nachwuchs-Basketball-Bundesliga (NBBL) für die U-19-Altersklasse mit 32 Teams und seit 2009 die Jugend-Basketball-Bundesliga (JBBL) für die U-16-Altersklasse mit 56 Teams. Aus Hamburg nehmen in der NBBL der Bramfelder SV und in der JBBL die Hamburg Sharks und die Hamburg Piraten teil. Die Nachwuchstrainer werden regelmäßig weitergebildet, wobei der Trainer der deutschen Herrennationalmannschaft, Dirk Bauermann, soweit möglich involviert ist. Diese Maßnahmen sollen den deutschen Nachwuchs näher an die besten Länder heranführen.

Im Kader der U17 stehen mit Jakob Krumbeck (Schinkel, Schleswig-Holstein), Anselm Hartmann (Rastede, Niedersachsen) und Paul Albrecht (Bad Zwischenahn, Niedersachsen) drei Norddeutsche, die im Normalfall in der Startaufstellung stehen. Auf einen Spieler dürfen die Fans besonders gespannt sein: Malik Müller. Obwohl er ein Jahr jünger ist als die anderen Kadermitglieder, hat er sich einen Platz in Menz' Mannschaft erkämpft. Er gilt als außergewöhnliches Talent. Vor kurzem durfte er mit den weltweit besten nichtamerikanischen Spielern seiner Altersklasse bei der Jordan Brand Classic in New York spielen, erzielte 21 Punkte und wurde zum wertvollsten Spieler gewählt.

Bei der WM wird die Sporthalle Hamburg in der Vorrunde 4000 und in für die Finalspiele 5000 Zuschauer fassen. „Bei Spielen der deutschen Fußballnationalmannschaft bei der WM in Südafrika können wir unter Umständen Anspielzeiten anpassen. Wir gehen aber davon aus, dass die Basketballfans trotz der Fußball-WM zu uns in die Halle kommen“, sagt Pressesprecherin Elisabeth Kozlowski vom Deutschen Basketball-Bund. Das Finale der U-17-WM wird am selben Tag wie das Finale der Fußball-WM ausgetragen. Dieses soll in die Abschlussfeier der U-17-WM integriert und auf Großleinwand gezeigt werden. Ob das U-17-Turnier auch am Fernsehen gezeigt wird, ist noch offen. Derzeit laufen entsprechende Verhandlungen, wobei wohl eher ein Spartensender wie Sport1 oder Eurosport, der Basketball im Programm pflegt, in Frage kommen wird als die öffentlich-rechtlichen Anstalten.

Vielleicht entsteht im Juli in Hamburg, das bisher nicht als Basketballhochburg bezeichnet werden konnte, eine ähnliche Euphorie wie 1993, als die deutsche Herrennationalmannschaft in München den EM-Titel gewann. Rund um das U-17-Turnier sind verschiedene Events geplant. Dazu zählen ein Basketballcamp für 13- bis 15-Jährige vom 4. bis 8. Juli in der Wandsbeker Sporthalle und während des gesamten Turniers eine Sportmeile des Hamburger Sportbunds (HSB) im Außenbereich der Sporthalle, wo die Zuschauer selbst Sport treiben können.

Einzeltickets für die WM-Spiele sind unter der Webseite http://hamburg2010.fiba.com/ erhältlich. Daneben gibt es auch Vereinstickets (1 Erwachsener, 12 Jugendliche). Diese können ausschließlich über die Geschäftsstelle des Deutschen Basketball-Bundes in Hagen bestellt werden (Telefon 02331 106 178).