Durch das 0:0 der beiden Rivalen spielte das Resultat zwischen der Elfenbeinküste und Nordkorea keine Rolle - die Afrikaner gewannen 3:0.

Portugal - Brasilien 0:0

Durban/Nelspruit. Taktik statt Kabinettstückchen, Ballgeschiebe statt Fußball-Kunst: Das Spiel zwischen Rekordweltmeister Brasilien und Portugal hat die Erwartungen nicht einmal ansatzweise erfüllt. Im enttäuschenden «Endspiel» um den Sieg in der Gruppe G trennten sich beide Mannschaften 0:0 und zogen damit ungeschlagen, jedoch ohne Glanz ins Achtelfinale der WM in Südafrika ein. Die Gegner in der K.o.-Runde kommen aus der Gruppe H mit Spanien, Chile und der Schweiz. Brasilien belegte Platz eins in der Gruppe.

Wie schon beim 2:1 gegen Nordkorea und beim 3:1 gegen die Elfenbeinküste stand für die Brasilianer das Ergebnis an erster Stelle. Aber auch Portugal trug vor 62.712 Zuschauern im abermals nicht ausverkauften Moses-Mabhida-Stadion in Durban nicht viel zu einem unterhaltsamen Nachmittag bei. Die Iberer hielten sich in der beruhigenden Gewissheit eines Vorsprungs von neun Treffern auf die Elfenbeinküste merklich zurück, selbst bei einer Niederlage hätte ihnen kaum Gefahr gedroht, die K.o.-Runde zu verpassen.

Die Brasilianer waren immerhin stets um einen Treffer bemüht. Portugal konzentrierte sich allerdings erfolgreich auf die Defensive und schien erst in der zweiten Halbzeit willens, gezielt den Weg zum gegnerischen Tor zu suchen. Die großen Chancen ergaben sich jedoch in der bisweilen etwas ruppigen Begegnung auf beiden Seiten nicht. Einer durfte sich trotzdem ein bisschen freuen: Grafite vom VfL Wolfsburg gab in der 85. Minute sein WM-Debüt.

Portugals Trainer Carlos Queiroz hatte seine Mannschaft nach dem 7:0 gegen Nordkorea bunt durchgemischt und gleich vier Spieler aus der Mannschaft genommen. Die Rotation in der Anfangsformation erwischte auch Hugo Almeida, der im Spiel gegen die Asiaten unter anderem mit einem Tor überzeugt hatte. Trotz drohender Gelb-Sperre für das Achtelfinale spielte Cristiano Ronaldo von Beginn an. Er hielt als einziger Angreifer im Sturmzentrum die Stellung.

Die Portugiesen gingen kaum ein Risiko ein und standen sehr tief. Brasilien kontrollierte deshalb das Spiel, hatte aber erst in der 30. Minute die erste große Chance: Nach einer Flanke von Luis Fabiano ließen Portugals Innenverteidiger Ricardo Carvalho und Bruno Alves den Ball passieren, den Schuss von Nilmar aus drei Metern lenkte Portugals Torhüter Eduardo aber an die Latte (30.).

Nilmar gehörte zu den drei Spielern, die Brasiliens Trainer Dunga neu in die Mannschaft gebracht hatte. Der gesperrte Kaka, der im Gruppenspiel gegen die Elfenbeinküste (3:1) die Gelb-Rote Karte gesehen hatte, wurde von Julio Baptista vom AS Rom vertreten. Dani Alves spielte für den am Knöchel verletzten Elano, Nilmar für Robinho. In der 43. Minute kam außerdem Josue vom VfL Wolfsburg für den angeschlagenen Felipe Melo aufs Feld.

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Bis zur Pause hatte Schiedsrichter Benito Archundia aus Mexiko bereits sieben Mal die Gelbe Karte gezeigt. Torchancen bekamen die Zuschauer in Durban aber kaum zu sehen. Ihre bis dahin beste Chance besaßen die Portugiesen erst in der 60. Minute, als Raul Meireles nach Vorarbeit von Cristiano Ronaldo aus kurzer Distanz an Keeper Julio Cesar scheiterte.

DER KADER VON BRASILIEN

DER KADER VON PORTUGAL

Nordkorea - Elfenbeinküste 0:3

Das Wunder verpasst, aber die Ehre gerettet: Didier Drogba und Co. haben sich gegen hoffnungslos unterlegene Nordkoreaner würdevoll von der WM-Bühne verabschiedet. Das bittere Vorrunden-Aus konnte das Starensemble von der Elfenbeinküste aber trotz des hochverdienten 3:0 (2:0) am Freitag in Nelspruit nicht mehr abwenden. Wie schon 2006 mussten die vor Turnierbeginn als Geheimfavoriten gehandelten Ivorer frühzeitig die Heimreise antreten, die Tore durch Yaya Touré (14. Minute), Romaric (20.) und Salomon Kalou (82.) waren da nur ein geringer Trost. Die Nobodys aus Nordkorea blieben bei ihrer zweiten WM-Teilnahme nach 1966 ohne Punktgewinn.

Bei den afrikanischen Fans unter den 34 763 Zuschauern ging ein Blick stets nach Durban – beim Parallelspiel der Gruppe G musste Portugal gegen Brasilien verlieren, um den „Elefanten“ noch die Chance auf das Achtelfinale zu ermöglichen. Insgesamt neun Treffer galt es für die Elfenbeinküste auf den WM-Vierten von 2006 aufzuholen.

Bereits nach 51 Sekunden hätte das Team von Trainer Sven-Göran Eriksson den Torreigen eröffnen können, aber Abdulkader Keita scheiterte an Keeper Ri Myong Guk. Auch Gervinho (10.) verpasste noch die frühe Führung, als seine Hereingabe kurz vor der Torlinie tanzte und keinen Abnehmer fand. Hatten die Nordkoreaner mit ihrer kompakten Defensive Brasilien und Portugal jeweils in den ersten 45 Minuten fast zur Verzweiflung getrieben, durfte sich der Afrikameister von 1992 über unverhoffte Räume freuen.

Logische Konsequenz war das 0:1 durch Yaya Tourè. Der Barca-Profi schlenzte eine Vorlage des Stuttgarters Arthur Boka, der seine Premiere in Südafrika gab, unbedrängt ins lange Eck. Nach den ersten beiden Auftritten ohne Sieg und ohne Zauber wollten die „Elefanten“ schnell den Vorwurf widerlegen, zu defensiv aufzutreten. Mit Erfolg: Drogba legte sich den Ball mit einer geschmeidigen Annahme selbst vor und donnerte ihn an die Latte. Romaric staubte per Kopf ab.

Dies war so einfach, weil die Asiaten viel zu weit von ihren Gegenspielern entfernt standen und nahtlos an die zweite Hälfte der 0:7-Klatsche gegen Portugal anknüpften, als sie sechs Treffer binnen 34 Minuten kassiert hatten.

DER KADER VON NORDKOREA

DER KADER DER ELFENBEINKÜSTE

Obwohl Romaric (17.) und Gervinho (38.) vor der Pause noch den Pfosten trafen, ließen die Ivorer die letzte Konsequenz vermissen. So stand zur Halbzeit zwar das beeindruckende Torschussverhältnis von 14 zu 2 zu Buche. Doch die minimale Hoffnung auf das Weiterkommen war mit zu diesem Zeitpunkt sieben Toren Rückstand auf Portugal noch weiter gesunken. Nordkorea zeigte sich nur durch zwei Freistöße von Hong Yong Jo (19./24.) gefährlich und beschränkte sich vollständig auf die Defensivarbeit.

Nach dem Wiederanpfiff verflachte die Partie endgültig. Die Asiaten zeigten etwas mehr Gegenwehr, verharrten aber in ihrer Mauertaktik. Der Elfenbeinküste fiel auch nicht mehr ein. Statt schnellen Kombinationen zeigten Drogba und Co. Weitschüsse, die wie bei den Versuchen von Romaric (68.) oder Salomon Kalou (70.) keinen Erfolg brachten. Die größte Chance für Nordkorea vergab „Asiens Rooney“ Jong Tae Se (81.), wenig später sorgte dann Kalou für die endgültige Entscheidung.

Die Statistik

Portugal - Brasilien

Portugal : 1 Eduardo (Sporting Braga) - 21 Ricardo Costa (OSCLille), 6 Carvalho (FC Chelsea), 2 Bruno Alves (FC Porto), 5 Duda (FC Malaga) ab 55. Simao (Atletico Madrid) - 15 Pepe (Real Madrid) ab 64. Mendes (Sporting Lissabon) - 16 Raul Meireles (FC Porto) ab 84. Veloso (Sporting Lissabon), 19 Tiago (Atlético Madrid), 23 Coentrão (Benfica Lissabon) - 10 Danny (Zenit St. Petersburg), 7 Cristiano Ronaldo (Real Madrid)

Brasilien: 1 Julio César (Inter Mailand) - 2 Maicon (Inter Mailand), 3 Lúcio (Inter Mailand), 4 Juan (AS Rom), 6 Michel Bastos (Olympique Lyon) - 13 Dani Alves (FC Barcelona), 8 Gilberto Silva (Panathinaikos Athen), 5 Felipe Melo (Juventus Turin) ab 43. Josue (VfL Wolfsburg) - 19 Julio Baptista (AS Rom) ab 82. Ramires (Benfica LIssabon) - 9 Luís Fabiano (FC Sevilla) ab 84. Grafite (VfL Wolfsburg) , 21 Nilmar (FC Villarreal)

Schiedsrichter : Benito Archundia (Mexiko)

Tore : Fehlanzeige

Zuschauer in Durban : 65.000

Beste Spieler : Fabio Coentrao, Ronaldo - Maicon, Julio Cesar

Rote Karten : keine

Gelb-Rote Karten : keine

Gelbe Karten: Duda, Pepe, Tiago, Fabio Coentrao - Luis Fabiano, Felipe Melo, Juan

Schüsse : 13:19

Ballbesitz : 40%:60%

Fouls : 11:18

Ecken : 4:7

Nordkorea - Elfenbeinküste

Nordkorea: 1 Ri Myong-Guk (FC Pjöngjang City) - 2 Cha (Amrokgang Pjöngjang), 13 Pak Chol-Jin (Amrokgang Pjöngjang), 3 Ri Jun-Il (SG Sobaeksu), 5 Ri Kwang-Chon (April 25 Nampho), 8 Ji (April 25 Nampho) - 17 An Yong-Hak (Omiya Ardija Saitama), 4 Pak Nam-Chol II (April 25 Nampho), 11 Mun (April 25 Nampho) ab 67. Choe Kum-Chol (April 25 Nampho) - 10 Hong (FK Rostow) - 9 Jong (Kawasaki Frontale)

Elfenbeinküste : 1 Barry (KSC Lokeren) - 21 Eboué (FC Arsenal), 4 Kolo Touré (Manchester City), 5 Zokora (FC Sevilla), 3 Boka (VfB Stuttgart) - 13 Romaric (FC Sevilla) ab 79. Doumbia (Young Boys Bern), 19 Yaya Touré (FC Barcelona), 9 Tioté (Twente Enschede) - 18 Keïta (Galatasaray Istanbul) ab 64. Dindane (FC Portsmouth), 11 Drogba (FC Chelsea), 10 Gervinho (OSC Lille) ab 64. Kalou (FC Chelsea)

Schiedsrichter : Alberto Undiano (Spanien)

Tore : 0:1 Yaya (14.) , 0:2 Romaric (20.) , 0:3 Kalou (82.)

Zuschauer in Nelspruit: 28.000

Beste Spieler : Ri Kwang-Chon, Hong Yong-Jo - Romaric, Yaya Toure

Rote Karten : keine

Gelb-Rote Karten : keine

Gelbe Karten : keine

Schüsse: 8:28

Ballbesitz : 40%:60%

Fouls : 13:16

Ecken : 0:7