In einem umkämpften Spiel besiegte die deutsche Elf Ghana mit 1:0 und spielt nun am Sonntag im Achtelfinale gegen Erzfeind England.

Johannesburg. Gekämpft, gezittert und mit Glück das Achtelfinale erreicht: Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft hat auch bei der 17. Teilnahme an einer WM die Vorrunde überstanden. Der Bremer Mesut Özil sicherte mit seinem Treffer in der 60. Minute der Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw ein 1:0 (0:0) gegen Ghana und damit den Einzug in die K.o.-Runde. Die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) belegte zum Abschluss der Gruppe D den ersten Platz und verhinderte damit ein historisches erstes Scheitern in einer WM-Vorrunde. Auch Ghana kam trotz der Niederlage weiter.

„Das war ein unglaublich intensives Spiel, wo viele Dinge nicht so geklappt haben. Aber letztendlich sind wir eine Runde weiter“, sagte Bundestrainer Löw erleichtert. Als Tabellenerster trifft Deutschland am kommenden Sonntag in Bloemfontein (16.00 Uhr/ARD und im Liveticker auf abendblatt.de) auf den Erzrivalen England. „Eine Klassebegegnung, wir freuen uns drauf“, sagte Löw.

„England ist eine große Hürde, es ist ein Klassiker“, ergänzte DFB-Präsident Theo Zwanziger, der zuvor bei der deutschen Mannschaft das Gefühl hatte, „dass etwas Selbstbewusstsein gefehlt hat. Ghana war keine Übermannschaft. Wir haben unser Minimalziel erreicht. Ich denke, es wird jetzt eine Leistungssteigerung geben.“

England hatten nach einem 1:0 gegen Slowenien durch einen Treffer von Jermaine Defoe hinter den USA Rang zwei in der Gruppe C belegt. Beide Mannschaften hatten sich im Rahmen einer WM-Endrunde zuletzt 1990 in Italien gegenübergestanden: Damals gewann die deutsche Auswahl mit 4:3 im Elfmeterschießen (1:1 n.V.). Das letzte Aufeinandertreffen am 19. November 2008 in Berlin gewannen die Engländer mit 2:1.

Özil, Bastian Schweinsteiger und Jerome Boateng klagten nach dem Sieg über Blessuren. Siegtorschütze Özil war nach Angaben von Löw kurz vor Spielende umgeknickt, Schweinsteiger wurde in der 81. Minute mit Muskelproblemen auswechselt. Boateng klagte über Rückenprobleme. Löw hofft allerdings, dass alle drei im Achtelfinale spielen können. „Wenn Schweinsteiger ausfallen sollte, wäre das für unsere Spiel natürlich nicht von Vorteil“, sagte der Chefcoach.

Bis zum erneuten Wiedersehen mit den bislang wenig überzeugenden Erzrivalen muss sich die deutsche Mannschaft allerdings noch gewaltig steigern. Nach dem 4:0 gegen Australien und dem 0:1 gegen Serbien konnte die DFB-Auswahl im Gruppenfinale nicht überzeugen. In der Abwehr taten sich wiederholt große Lücken auf, vor allem Per Mertesacker hinterließ einen unsicheren Eindruck. Zum Glück hatte Torhüter Manuel Neuer einen guten Tag erwischt: „Er hat hervorragend gehalten“, bestätigte Bundestrainer Löw.

„Wir wussten, dass es sehr schwer wird gegen Ghana, aber wir haben gekämpft bis zum Schluss. Ich musste in der ersten Halbzeit das 1:0 machen, das habe ich vergeben. Das war bitter für mich. Ich bin froh, dass ich die zweite Chance gemacht habe. Ich wusste, dass ich heute ein Tor mache“, sagte Özil, der einen Schuss aus 18 Metern knapp neben den Pfosten ins Tor jagte.

Auch die Führung beruhigte die deutsche Mannschaft allerdings nicht. Kapitän Philipp Lahm etwa verhinderte vor 83.391 Zuschauern in der 66. Minute den Ausgleich gegen Andre Ayew. Das deutsche Mittelfeld war dem Druck über weite Strecken nicht gewachsen. Özil, Thomas Müller und Lukas Podolski gelang nach vorne nur selten etwas Brauchbares. Aber auch Lahm und Bastian Schweinsteiger brachten trotz großer Bemühungen keine Ordnung ins deutsche Spiel.

Jerome Boateng gab ausgerechnet gegen Ghana sein WM-Debüt für die deutsche Nationalmannschaft. Er traf damit auf Halbbruder Kevin. Während Jerome sich vornehmlich auf seine Defensivaufgaben beschränkte, versuchte Kevin, im Mittelfeld der Westafrikaner die Fäden zu ziehen. Jerome Boateng hatte einer seiner besten Szenen kurz nach dem 1:0 durch Özil: Durch ein beherztes Eingreifen gegen Prince Tagoe von Bundesligist 1899 Hoffenheim verhinderte er den möglichen Ausgleich.

Boateng ersetzte in der Startelf Holger Badstuber, der beim 0:1 gegen Serbien nicht überzeugt hatte, er spielte aber auf der linken Seite der Viererabwehrkette. Kapitän Lahm blieb dafür auf seiner Lieblingsposition rechts. Bundestrainer Löw bot zudem wie erwartet Cacau für den gesperrten Miroslav Klose als einzige Sturmspitze auf. Cacau, der sich immer wieder ins Mittelfeld zurückfallen ließ, oft die Positionen wechselte und sehr viel arbeitete, stand als einzige Spitze zumeist auf verlorenem Posten.

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Die Statistik:

Ghana: Kingson/Wigan Athletic (32 Jahre/81 Länderspiele) - Sarpei/Bayer Leverkusen (33/32), John Mensah/FC Sunderland (27/67), Jonathan Mensah/Free State Stars (20/7), Pantsil/FC Fulham (29/58) - Annan/Rosenborg Trondheim (23/35) - Andre Ayew/Arles-Avignon (20/24) ab 90.+2 Adiyiah/AC Mailand (21/7), Asamoah/Udinese Calcio (21/18), Kevin-Prince Boateng/FC Portsmouth (23/4), Tagoe/1899 Hoffenheim (23/21) ab 64. Muntari/Inter Mailand (25/54) - Gyan/Stade Rennes (24/42) ab 82. Amoah/NAC Breda (29/44). - Trainer: Rajevac

Deutschland: Neuer/Schalke 04 (24 Jahre/8 Länderspiele) - Lahm/Bayern München (26/68), Mertesacker/Werder Bremen (25/65), Friedrich/Hertha BSC Berlin (31/75), Jerome Boateng/Hamburger SV (21/6) an 73. Jansen/Hamburger SV (24/32) - Khedira/VfB Stuttgart (23/8), Schweinsteiger/Bayern München (25/77) ab 81. Kroos/Bayer Leverkusen (20/5) - Müller/Bayern München (20/5) ab 68. 15 Trochowski/Hamburger SV (26/32), Özil/Werder Bremen (21/13), Podolski/1. FC Köln (25/76) - Cacau/VfB Stuttgart (29/11). - Trainer: Löw

Schiedsrichter: Carlos Simon (Brasilien)

Tor: 0:1 Özil (60.)

Zuschauer in Johannesburg/Soccer City: 82.391

Beste Spieler: Kevin-Prince Boateng, Andre Ayew - Schweinsteiger, Müller

Rote Karten: keine

Gelb-Rote Karten: keine

Gelbe Karten: Andre Ayew - Müller

Schüsse: 17:13

Ballbesitz: 45%:55%

Fouls: 11:5

Ecken: 4:7