Arne Gabius hat bei den Leichtathletik-EM in Helsinki Silber über 5000 Meter geholt. Er musste sich Weltmeister Mo Farah geschlagen geben.

Helsinki. Jubelnder Silberpfeil - traurige Hochsprung-Diva: Als 5000-m-Zweiter hat Arne Gabius zum Auftakt der 21. Leichtathletik-EM in Helsinki das Drama um den Startverzicht von Ariane Friedrich in den Hintergrund gedrängt. Kugelstoß-Weltmeister David Storl und Zehnkämpfer Pascal Behrenbruch machten ihre Gold-Ambitionen deutlich.

Dem Tübinger Arzt Arne Gabius (31), der noch nie eine Medaille gewonnen hatte, gelang die „Operation Silber“ in einem Finale, in dem der britische Weltmeister Mohammed Farah (27:29,91) für alle eine Nummer zu groß war. Doch nach seiner Steigerung auf 13:13,43 Minuten hatte der Achte der Hallen-WM seine Chance erkannt und nutzte sie in der gleichen Arena, in der sein früherer Trainer Dieter Baumann zwei Jahre nach dem Olympiasieg 1994 auch EM-Gold gewonnen hatte. In 13:31,83 schlug der gebürtige Hamburger im Kampf um Silber noch einen gebürtigen Kenianer: Polat Kemboi Arikan holte Bronze für die Türkei.

+++ Gabius läuft in Helsinki auf Baumanns Spuren +++

"Ich wusste, dass Silber hinter Mo Farah möglich ist. An mehr durfte man mit einem solchen Mann im Rennen nicht denken. Ich bin einfach glücklich über meine erste Medaille. Ich habe immer davon geträumt“, sagte Gabius, der ein taktisch kluges Rennen lief.

Bei Ariane Friedrich (LG Frankfurt), durch die brutale Jagd nach der Olympia-Norm psychisch angeschlagen, hatte in der Nacht vor der Hochsprung-Qualifikation der Körper gestreikt. Mit Symptomen einer Magen-Darm-Infektion musste die deutsche Rekordlerin (2,06 m) auf Anraten der Teamärzte Andreas Nieß und Helmut Schreiber auf die Qualifikation verzichten.

Laut Manager Günter Eisinger will Friedrich am Sonntag in Eberstadt/Baden-Württemberg noch einmal Anlauf zur Olympianorm (1,95) nehmen. „Wir werden alles versuchen, wir geben erst dann auf, wenn es keine Chance mehr gibt“, sagte Eisinger mit Blick auf die letzten Nominierungsrunde des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) am 4. Juli.

Eisinger versicherte: „Mit der Psyche, wie manche spekuliert haben, hat es definitiv absolut nichts zu tun.“ Die Vorzeichen für die EM seien optimal gewesen: „Die Gegnerinnen, die sie sich gewünscht hat. Das Wetter hätte gepasst. Sie war gestern absolut euphorisch, hatte ein hervorragendes Krafttraining.“

"Das ist großes Pech. Ariane wollte hier eine Medaille holen“, sagte Thomas Kurschilgen, Sportdirekter im Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV). Auch er glaubt: „Ich gehe nicht davon aus, dass es nervlich bedingt ist. Sie ist gewohnt, unter Druck zu springen. Es gibt keinen Anlass für Spekulationen.“

Kurschilgen war in der Nacht von Friedrichs Zimmerkollegin Marie-Laurence Jungfleisch geweckt worden, die kein Auge mehr zubekam und am Morgen mit schwachen 1,87 m knapp am Sprung ins Finale scheiterte. Sie mutmaßte: „Ariane hat am Vorabend Sushi gegessen, vielleicht lag es daran.“ Eisinger glaubt das weniger: „Sie geht seit fünf Jahren vor jedem Wettkampf Sushi essen.“

Als der Hochsprung startete, begann die Aktion Gold für David Storl und Pascal Behrenbruch. Der Chemnitzer Kugelstoß-Weltmeister leistete Maßarbeit, als er locker im ersten Versuch exakt die für das Finale am Freitag verlangten 20,30 m schaffte. Ariane Friedrichs Frankfurter Klubkamerad Behrenbruch steuerte bei Zehnkampf-Halbzeit 8500 Punkte und seine erste Medaille an. Im Duell mit dem am zweiten Tag bisher stets schwachen Alexej Kasjanow (Ukraine) lag er nach fünf Disziplinen mit 4291 Zählern noch 61 Punkte hinten. Behrenbruch: „Den hole ich mir.“

"Ich habe ein bisschen Probleme mit dem Knie, das war nur ein Sicherheitsstoß. Am Freitag geht es weiter“, meinte Storl, nach nur einem Stoß Zweiter hinter der niederländischen Hoffnung Rutger Smith (20,55).

Medaillenansprüche meldeten in der schwachen Speerwurf-Qualifikation auch Titelverteidigerin Linda Stahl (Leverkusen/59,65) und die Olympiadritte Christina Obergföll (Offenburg/59,49) an. Im 100-m-Vorlauf machte Europameisterin Verena Sailer (Mannheim) in deutscher Jahresbestzeit von 11,14 Sekunden deutlich, dass sie erneut eine Medaille gewinnen kann.