Der Hengst ist klarer Favorit beim Deutschen Galoppderby am Sonntag in Horn. Kuriose Nachmeldung von Baltic Rock

Hamburg. Selten war die Rolle des Favoriten vor einem Deutschen Derby so klar wie beim 143. Start des Galoppklassikers an diesem Sonntag. Wenn die bisherigen Rennleistungen des Jahres bestätigt werden, dürfte der neue deutsche Turfkönig Novellist heißen. Der dreijährige Hengst ist in den vier Prüfungen seines Lebens bisher ungeschlagen und düpierte die Rivalen dabei im Schnitt leicht und locker mit sechs Längen Vorsprung.

Diese eindeutige Vormachtstellung verschreckt die Konkurrenz: Im Wettstreit um das Blaue Band werden diesmal nur 15 Vollblüter in den Startboxen stehen. "Wir haben uns vergeblich um ausländische Pferde bemüht", sagte Hamburgs Rennclub-Präsident Eugen-Andreas Wahler gestern bei der Auslosung der Startplätze im Hotel Atlantic. "Novellist hat das Zeug zum Superstar."

Die Spitzentrainer in Frankreich, England und Irland sehen das offensichtlich ebenso. Sie scheuen nicht nur die Transportkosten mit Privatflugzeugen, sondern auch die Nachnennungsgebühr für das Derby in Höhe von 50 000 Euro. Dieses Sondergeld muss zahlen, wer seinen Vollblüter nicht bereits als Jährling für das bedeutendste deutsche Rennen angemeldet hat.

Segensreich für die strapazierte Kasse des Veranstalters ist allerdings, dass der Münchner Rechtsanwalt und Züchter Dietrich von Boetticher tief in die Tasche griff, um seinen Baltic Rock in Hamburg-Horn siegen zu sehen.Kurios dabei: Der Name des Hengstes stand ursprünglich auf der Liste, Baltic Rock enttäuschte dann jedoch, wurde abgemeldet, wechselte zu einem neuen Trainer, gewann zweimal - und ist nun doch wieder dabei.

Ob das reicht, um Novellist zu gefährden? Im Sattel des großen Favoriten sitzt Eduardo Pedroza: Der Panamaer gewann viermal das Jockey-Championat, aber noch nie das Derby. Chancen werden auch Black Arrow eingeräumt, der den früheren Bremer Fußballprofis Tim Borowski und Claudio Pizarro gehört. Reiter ist mit Lanfranco "Frankie" Dettori einer der weltbesten Jockeys. Trainer beider Pferde ist Andreas Wöhler in Gütersloh. Hanseatische Hoffnungen gehen mit Russian Song aus dem Gestüt des Kaffeekaufmanns Albert Darboven ins Rennen. Oder macht Feuerblitz seinem Namen alle Ehre? Der mit sieben Starts routinierteste Teilnehmer im Feld überraschte im Frühjahr als Triumphator im Italienischen Derby und gewann dabei 250 000 Euro.

Das Deutsche Derby in vier Tagen, als dessen offizieller Partner erstmals die Sparda-Bank einspringt, ist mit 748 000 Euro dotiert und wird von Sport1 live übertragen. Im Vorjahr wurde die Siegerehrung von Bürgermeister Olaf Scholz vorgenommen. Nach dessen Absage hofft der Hamburger Renn-Club (HRC) nun auf eine würdige Vertretung aus dem Rathaus. Der Start des Derbys ist für 17.40 Uhr angesetzt, sodass die Besucher rechtzeitig zum EM-Finale nach Hause kommen können.

Nach einer Ruhepause werden von Dienstag an drei weitere sportlich hochkarätige Renntage organisiert. Weiterer sportlicher Höhepunkt am 3. Juli ist der Idee Hansa Preis, eine der traditionsreichsten Prüfungen Deutschlands. In diesem Rennen soll es ein Wiedersehen mit Waldpark geben, dem Derbysieger vom Vorjahr. Für Mittwoch kommender Woche haben sich die Fußballprofis des HSV mit Trainer Thorsten Fink und Vorstand Carl-Edgar Jarchow als Gäste auf der Rennbahn angesagt.

Insgesamt geht es im Derbypark von Freitag an sechs Tage lang rund.60 Rennen stehen auf dem Programm, an denen rund 650 Vollblüter teilnehmen werden. Das Preisgeld beträgt unter dem Strich 1,5 Millionen Euro; hinzu kommen 300 000 Euro Züchter- und Besitzerprämien. Der Etat des gesamten Turffestivals liegt bei 3,8 Millionen Euro. Werden an den Totokassen und bei den Wettbüros erneut drei Millionen Euro eingesetzt, hofft der HRC auf ein ausgeglichenes Ergebnis. In der aktuellen Baisse des Galopprennsports wäre das schon ein Erfolg.