Hockey-Bundestrainer Markus Weise streicht den Hamburger Torhüter aus dem Olympiakader

Hamburg. Als die deutschen Hockeyherren am Sonntag das Viernationenturnier in Düsseldorf gewannen, hatte einer, der gern mitgespielt hätte, seine gute Laune wiedergefunden. "Die spontan frei gewordenen Tage werde ich nutzen, um etwas zu machen, was ich seit acht Jahren nicht gemacht habe: Sommerurlaub!", sagte Tim Jessulat. Als einziger von sechs Spielern aus Hamburger Klubs war der Torhüter des Clubs an der Alster von Bundestrainer Markus Weise aus dem 18 Spieler umfassenden Kader für die Olympischen Sommerspiele in London (27. Juli bis 12. August) gestrichen worden.

Bereits am Donnerstagmittag, vor dem Auftaktspiel gegen Spanien (6:3), war Jessulat die Nachricht mitgeteilt worden. Er verließ sofort das Düsseldorfer Teamhotel und reiste nach Hamburg zurück. Dass sich seine Ausbootung angedeutet hatte, da der Kölner Max Weinhold als Nummer eins gesetzt ist und Nico Jacobi vom Lokalrivalen Uhlenhorster HC in der Bundesliga und im Europapokal seine Chancen, auf sich aufmerksam zu machen, genutzt hatte, konnte den 32-Jährigen zunächst nicht trösten. "Ich war vor allem deshalb enttäuscht, weil ich keine Chance erhalten habe, mich unter Wettkampfbedingungen zu beweisen", sagte Jessulat, der zuletzt bei der EM im vergangenen Jahr ein Turnierspiel für Deutschland bestritten und Weise deshalb um eine Möglichkeit zur Auszeichnung gebeten hatte. Er bekam sie nicht.

Jessulats Leid ist nun Jacobis Freude. Der UHC-Keeper hatte mehrfach im Duell mit Jessulat um die Position als Weinhold-Ersatz den Kürzeren gezogen. "Ich hatte ein wenig gehofft, Nummer eins zu werden, bin aber total glücklich, dass ich überhaupt dabei bin", sagte der 25-Jährige. Erwartungsgemäß konnten auch Tobias Hauke, 24, vom Harvestehuder THC sowie Jacobis UHC-Kollegen Moritz Fürste, 27, Oliver Korn, 28, und Florian Fuchs, 20, ihre London-Tickets lösen. Letzterer sorgte beim 3:2-Erfolg über den Erzrivalen Niederlande, der Deutschland nach dem 3:3 gegen Belgien am Sonnabend den Gesamtsieg brachte, für das Siegtor.

Ob er angesichts seines für Hockeyspieler fortgeschrittenen Alters überhaupt noch einmal im Nationaldress angreifen wird, wollte Jessulat noch nicht abschließend beurteilen. Die Tendenz geht allerdings zum Weitermachen, zumal Weinhold Signale gesendet hat, nach London zurücktreten zu wollen. "Mir macht es Spaß, Körper und Geist spielen noch mit", sagte Jessulat, der sich bis zum Olympiastart fit halten wird, um im Fall einer Verletzung der Konkurrenten einzuspringen. Dennoch will er den Urlaub auch dazu nutzen, mit Freundin und Familie die sportliche Zukunft zu planen. Wo er urlauben wird, ist noch nicht klar. Sicher ist nur, dass er nicht als Fan nach London reisen wird. "Das würde dann doch zu sehr schmerzen", sagte er.