Das sportliche Ziel geriet erst einmal in den Hintergrund. Die Fragen nach Sebastian Vettels möglicher Zukunft bei Ferrari machten vor dem Großen Preis von Europa zunächst die Runde. Vettel fühlt sich durch den Flirt der Scuderia geschmeichelt.

Valencia. Die Avancen aus Maranello haben Sebastian Vettel nicht unberührt gelassen. „Ich sehe es als Kompliment, wenn sie das in Betracht ziehen“, sagte Vettel am Donnerstag in Valencia. Ausgerechnet in einer Phase der Formel-1-Saison, in der es mit sieben Siegern in sieben Rennen so eng und verrückt wie noch nie zuging, musste Vettel vor dem Großen Preis von Europa erst einmal zum vermeintlichen Werben der Scuderia Stellung nehmen.

Er tat es gewohnt souverän und gelassen. „Ich habe schon immer gesagt, dass Ferrari ein großes Team mit einer großen Geschichte ist, mit einer besonderen Geschichte in der Formel 1“, sagte Vettel. Im selben Satz hatte der 24 Jahre alte Red-Bull-Pilot aber auch betont, dass er sehr glücklich sei, „wo ich im Moment bin“. Vor allem aber sei es wichtig, sich in dieser spannenden Saison voll auf die Meisterschaft zu konzentrieren. In der liegt der Weltmeister von 2010 und 2011 vor dem achten WM-Rennen auf Platz drei. Der Rückstand auf Spitzenreiter Lewis Hamilton im McLaren beträgt drei Punkte. Vor Vettel rangiert auch noch Fernando Alonso mit einem Zähler mehr. Der Spanier ist der aktuelle Ferrari-Star.

Ein reines Ablenkungsmanöver dürfte die öffentlich gemachte Liebäugelei von Ferrari mit Vettel aber auch nicht sein. Teamchef Stefano Domenicali hatte bereits vor zwei Wochen beim Großen Preis von Kanada gesagt, dass Vettel ein Weltmeister sei, „an dem Ferrari in der Zukunft Interesse hat“.

Und am Donnerstag erklärte dann Alonso, dass er bei einer Fahrerpaarung mit dem Hessen keine Bedenken hätte. „Welcher Teamkollege in der Zukunft auch immer kommt, wird es kein Problem sein“, sagte der Spanier. Wie viel Wahrheitsgehalt in den seit langem kursierenden Spekulationen um einen Wechsel eines Tages von Vettel zu Ferrari stecken, definierte Alonso auf seine Weise: „Als ich 2005 Weltmeister wurde, bin ich direkt mit Ferrari in Verbindung gebracht worden. Hingegangen bin ich 2010. Wenn Sebastian nun damit in Verbindung gebracht wird, kommt er wohl in fünf Jahren.“

Vettels Vertrag bei Red Bull läuft noch bis Ende 2014, nach der nächsten Saison könnte ihm dem Vernehmen nach eine Ausstiegsklausel aber den Weggang ermöglichen. Bei Ferrari ist die Zukunft von Felipe Massa ungewiss. Das Arbeitsverhältnis des Brasilianers endet nach der laufenden Saison, Alonso ist bis 2016 an das Team gebunden. Probleme mit zwei möglichen Alpha-Tieren in seinem Stall würde auch Domenicali nicht sehen. „Wenn du intelligente Leute hast und starke Fahrer, ist es einfach zu arbeiten“, bekräftigte er bereits.

Dennoch kommt der Nebenschauplatz für Ferrari nicht zur schlechtesten Zeit. Vettel will sich aber gar nicht erst ablenken lassen. „Mein Fokus ist komplett auf der Saison. Wenn man sie gewinnen will, muss man sich voll darauf konzentrieren“, betonte Vettel, und wandte sich im klimatisierten Motorhome den Fragen zum Rennen bei weit über 30 Grad an diesem Sonntag (14.00 Uhr RTL und Sky) zu.