Die Hamburger Judoka tritt am Freitag im russischen Tscheljabinsk an

Hamburg. Einfach mal die Beine hochlegen - Martyna Trajdos fällt das schwer. "Wenn ich trainingsfrei habe, backe ich gerne Kekse und Cupcakes", sagt Hamburgs derzeit erfolgreichste Judoka. Die leckeren Törtchen dann auch zu probieren - darauf musste Trajdos, die für den Eimsbütteler TV kämpft, zuletzt allerdings verzichten. Am Freitag tritt die 23-Jährige bei der Europameisterschaft im russischen Tscheljabinsk an. Und wer den Judosport kennt, weiß, dass die Athletinnen und Athleten vor Wettkämpfen meist noch ein paar Kilogramm verlieren müssen, damit sie in ihrer Gewichtsklasse starten dürfen.

So war es auch bei Martyna Trajdos. Drei Kilo mussten runter. Und das binnen einer Woche. Was für die meisten Frauen nach Harakiri-Diät und knurrendem Magen klingt, ist für die gebürtige Polin Alltag geworden. "Mir würde etwas fehlen, wenn ich nicht abnehmen müsste", sagt sie - wohl wissend, dass übermäßiges Schwitzen und eine eingeschränkte Nahrungsaufnahme "nicht optimal" für den Körper sind. Unannehmlichkeiten wie diese nimmt Trajdos allerdings in Kauf. Auch in Bezug auf ihre Berufsausbildung. Vom Studentenleben wie es einige ihrer Kommilitonen an der Sporthochschule Köln erleben, bekommt Trajdos, die im vierten Semester Sport und Leistung studiert, kaum etwas mit. Schlimmer wiegt jedoch die Tatsache, dass einige Dozenten mit Unverständnis auf wettkampfbedingte Fehlzeiten der deutschen Meisterin reagieren. Sie könne dies nachvollziehen, sagt Trajdos, "aber man kann nicht überall perfekt sein".

Perfektion wird von Trajdos bei der EM in Tscheljabinsk vorerst nicht erwartet. Der Fokus liegt auf jenen Athleten, die um ein Ticket für die Sommerspiele in London kämpfen. Trajdos wird diese wohl von zu Hause aus beobachten, denn in ihrer Gewichtsklasse (bis 63 Kilogramm) geht Claudia Malzahn für Deutschland an den Start. Selbst für den Fall, dass sich die 28-Jährige verletzen sollte, gilt es als unwahrscheinlich, dass Trajdos nachrückt. Nur die ersten 14 der Weltrangliste sind für Olympia qualifiziert. Trajdos belegt derzeit Platz 23. "Mein Ziel sind sowieso die Sommerspiele 2016 in Rio de Janeiro", sagt sie gelassen. Wie es sich anfühlt, an der Copacabana zu kämpfen, hat Trajdos vor Kurzem im Trainingslager am Zuckerhut erfahren. Der Aufenthalt habe ihren Ehrgeiz beflügelt, sagt sie. Die Beine hochlegen wird die Judoka in den nächsten Jahren ganz sicher nicht.