Weil der Kunstrasenplatz nicht mehr bespielbar ist und der Neubau vereinsintern auf Eis liegt, droht die Einstellung des Spielbetriebs

Hamburg. Die Hockeysparte des HSV steht vor dem wichtigsten Kampf ihrer 90-jährigen Geschichte. Sie kann ihren Spielbetrieb nicht aufrechterhalten, wenn sich nicht Ausweichplätze finden, auf denen leistungssport-würdiges Training möglich ist. Der Kunstrasenplatz auf dem Vereinsgelände am Ochsenzoll befindet sich in einem derart schlechten Zustand, dass die neun Jugendmannschaften, die Ersten Herren (3. Verbandsliga) sowie eine Seniorinnenmannschaft und drei Freizeitteams nur auf einer Platzhälfte trainieren können. Für den Spielbetrieb ist der Platz komplett gesperrt. "Damit ist modernes Hockey nicht möglich", sagt Cheftrainerin Martina Matz-Wermter.

Im HSV ist das Problem bekannt, Abhilfe war bis Anfang April versprochen, der Belag für den neuen Kunstrasenplatz ist schon geliefert worden. Nur: Verlegt wird er derzeit nicht. Hintergrund ist der Streit um die Besitzrechte an der Anlage, die ungeklärt sind, nachdem die Auflösung des HSV Ochsenzoll formell nicht korrekt umgesetzt wurde (Abendblatt berichtete). So lange der HSV e. V. keine Sicherheit über die Besitzrechte hat, soll auch nicht in die Anlage investiert werden.

Leidtragende ist die Hockeysparte, die nach der Zusage, im April einen neuen Platz zur Verfügung zu haben, ihre Mannschaften für den Spielbetrieb meldete. Gelingt es nun nicht, diesen auch durchzuführen, wäre der Abgang vieler Mitglieder zu befürchten. Hoffnungsträger für die Abteilungsleitung ist nun Christan Blunck, Olympiasieger von 1992 und Cheftrainer der Bundesligaherren des Harvestehuder THC, der seit einigen Wochen auch im Amateurvorstand des HSV tätig ist. "Wir sind dabei, Ausweich-Trainingsplätze zu finden. Die Punktspiele aller HSV-Teams sollen auswärts stattfinden, bis alles geklärt ist", sagt Blunck. Sein HTHC hat Trainingsmöglichkeiten auf dem Vereinsgelände am Beckermannweg angeboten, der Hamburger Verband will die Anlage am Turmweg bereitstellen.

Martina Matz-Wermter bleibt skeptisch. "Die meisten Anlagen sind derart ausgelastet, dass da nicht noch ein anderer Verein unterkommen kann. Aber wir werden jeden Strohhalm greifen, um die Abteilung zu retten", sagt sie. Morgen steht eine außerordentliche Mitgliederversammlung an, auf der alle HSV-Hockeyspieler mit der Thematik vertraut gemacht und die anderen Vereine noch einmal ausdrücklich um Hilfe gebeten werden sollen. "Was ich mir wünsche, ist ein klares Bekenntnis des HSV, dass der Platz in diesem Sommer gebaut wird", sagt die Trainerin. Mit einer solchen Perspektive sei jede Übergangslösung zu ertragen. "Wir wollen nur wissen, ob wir eine Zukunft haben." Blunck ist sich dessen sicher: "Ich werde alles dafür tun!"